Gertrud denkt, sie sei dement – und möchte abtreten. Doch weder Sterbehelfer noch Familie oder Verehrer spielen wunschgemäss mit. Aktive Senior*innen und selbstbestimmtes Sterben sind die beiden Pole, um die Rolf Lyssys neuer Film kreist.
Die letzte Pointe
Zum Film
Für ihre 89 Lenze ist Gertrud Forster beneidenswert vital und selbständig. Ihre grösste Angst ist es, dement im Altersheim zu enden. Umso schockierter ist sie, als ein eleganter Engländer bei ihr auftaucht, weil sie ihn auf einer Dating-Plattform für Senioren angeschrieben hat. Da Gertrud sich an nichts dergleichen erinnern kann, möchte sie nur noch eins: ihr möglichst selbstbestimmtes Ende, bevor sie auf der Demenzstation landet. Die Familie hat keine Ahnung von Gertruds finalem Vorhaben. Doch alle – Tochter, Enkel und sogar Urenkelin – glauben besser zu wissen, was für Gertruds Zukunft richtig ist. Und als sich der Sterbehelfer Balz in Gertruds Lieblingsenkelin Meret verliebt, während der englische Verehrer ihr weiter den Hof macht, muss Gertrud einmal mehr ganz eigene Wege gehen…
Ein Tabuthema
«Während rüstige Rentner uns allen einen lustvollen Lebensabend verheissen», so Lyssy, «bleibt die Aussicht auf den letzten Vorhang so unappetitlich wie ein Furz zum Dessert.» Obwohl es bei der Sterbegestaltung an Optionen nicht mangelt und das Thema auch medial sehr wohl bedient wird, spricht man lieber nicht darüber. Deshalb hat auch die ansonsten durchaus direkte Protagonistin Gertrud grösste Mühe, ihre Familie mit ihrem finalen Vorhaben zu konfrontieren. Doch einfach wortlos abzutreten, das wäre noch ungehobelter, als davon zu sprechen.
Der Macher
Rolf Lyssy, 1936 in Zürich geboren und dort sowie in Herrliberg aufgewachsen, liess sich zum Fotograf ausbilden und stieg 1961 als Kameraassistent bei «Demokrat Läppli» in die Filmbranche ein. 1968 entstand sein erster eigener Film, «Eugen heisst wohlgeboren», zehn Jahre später landete er mit «Die Schweizermacher» den grössten helvetischen Kinoerfolg der Geschichte mit über einer Million Eintritten. Zu seinen weiteren Werken, meist als Autorenfilmer, zählen «Teddy Bär» (1983) und «Leo Sonnyboy» (1989). In den letzten 15 Jahren konzentrierte er sich auf Dokumentarfilme, wie «Vitusmacher» (2006) oder «Ursula – Leben in Anderswo» (2011). «Die letzte Pointe» (2017) feiert am Zurich Film Festival 2017 seine Premiere.
Stimmen
Der Regisseur, der immer noch den Rekord auf den erfolgreichsten Schweizer Film aller Zeiten («Schweizermacher») hält, präsentiert mit «Die letzte Pointe» einen wunderbaren, feinfühligen, humorvollen Film zum Thema selbstbestimmtes Sterben. Nicht auszudenken, um wie viel solcher gelungener Kleinode der Schweizer Film reicher wäre, hätten die offiziellen Fördergremien Lyssy die letzten Jahre nicht ständig gepiesackt und ihm unnötig Steine bei der Finanzierung in den Weg gelegt.