Die vom Künstler selbst kuratierte Ausstellung «Joseph Kosuth. Das Dasein und die Welt» gruppiert um die Werke des Kunstmuseums Thurgau Leihgaben und gibt einen Überblick über das Schaffen eines der einflussreichsten Exponenten der Kunst seit 1960.
Kunstmuseum Thurgau | Joseph Kosuth
Das Kunstmuseum Thurgau und Joseph Kosuth
Das Kunstmuseum Thurgau ist im Besitz eines der bedeutendsten Werke von Joseph Kosuth, einem der Wegbereiter der Konzeptkunst. 1999 entstand für eine Ausstellung die Installation «Eine verstummte Bibliothek», die den gesamten Boden des ehemaligen Weinkellers der Kartause Ittingen einnimmt. Die Arbeit wurde 2006 für das Museum erworben. 2013 bot Joseph Kosuth dem Kunstmuseum eine weitere Arbeit als Schenkung an: ein Zitat von Friedrich Nietzsche in Neonschrift.
Denn nur als ästhetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt
Der Satz ist dem 1872 herausgegebenen Buch «Die Geburt der Tragödie» von Friedrich Nietzsche entnommen. Teil seiner Ausführungen sind grundsätzliche Erörterungen über die Funktion von Ästhetik und Kultur in der Gesellschaft. Mit der kommentarlosen Positionierung dieses Zitats auf der Fassade eines Klosters provoziert Joseph Kosuth eine ganze Reihe von Fragen: Welche Gültigkeit hat die Aussage heute? Was sagt der Satz aus zur Situation der Kartause Ittingen und zum Kunstmuseum? Was verstehen wir heute unter einem ästhetischen Phänomen? Welche Beziehungen bestehen zwischen dem Ästhetischen, dem Dasein und der Welt?
Die temporäre Ausstellung
Aus Anlass der Schenkung organisiert das Kunstmuseum in enger Zusammenarbeit mit Joseph Kosuth eine Ausstellung, in der modellhaft die künstlerischen Strategien des weltbekannten Kosuth vorgestellt werden. Die «verstummte Bibliothek» und das Zitat von Nietzsche werden ergänzt mit herausragenden Werken aus Schweizer Privatsammlungen.
Joseph Kosuth
Der amerikanische Künstler (*1945) gehört zu den Pionieren der Konzeptkunst. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts untersuchte er zusammen mit einigen seiner Kollegen grundlegend die Funktion der Kunst und ihrer Mittel. Er führte die Sprache als wichtiges Ausdrucksmittel der Kunst ein und thematisierte in seinen Kunstwerken die Produktion von Bedeutung mit Hilfe verschiedener künstlerischer Ausdrucksmittel. Werke von Joseph Kosuth wurden in vielen Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst gezeigt, darunter fünfmal an der Documenta in Kassel, viermal an der Biennale in Venedig und in den wichtigsten Museen der Welt.