An der Seestrasse 31 im thurgauischen Berlingen befindet sich das alte Geburts-, Arbeits- und Wohnhaus von Adolf Dietrich. Hier hat er zeitlebens gewohnt. Die Malstube des Künstlers im ersten Obergeschoss blieb nach seinem Tode unberührt erhalten und kann besichtigt werden. Nichts hat man verändert, der Maler könnte heimkehren, sich an den Tisch setzen und weitermalen …
Wiedereröffnung Adolf Dietrich Haus
Es gibt kaum einen anderen Ort, an dem man einem verstorbenen Künstler und seinem Werk so nahe kommt.
Dokumentationsraum
Im Erdgeschoss des Dietrich-Hauses wurde 1996 eine Dokumentation über Leben und Werk des Künstlers mit einem kleinen Museumsladen eingerichtet. In Vitrinen werden wechselnde Ausstellungen mit Briefen, Fotos, Bildern und anderen Originaldokumenten aus dem Nachlass gezeigt. Hier wird auch Friedrich Kappelers Dokumentarfilm «Adolf Dietrich, Kunstmaler» (1991) vorgeführt. Dietrich-Bilder im Original findet man im Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen, in Warth bei Frauenfeld.
Wiedereröffnung
Während in der Malstube alles beim Alten blieb, hat eine Projektgruppe der Thurgauischen Kunstgesellschaft in dreijähriger Arbeit eine attraktive Neugestaltung des Eingangsbereichs und des Dokumentationsraums umgesetzt. Es gibt viel Neues zu sehen: Dietrichs Lebenslauf wird kurz und prägnant dargestellt, zweihundert neue Kunstkarten geben einen imposanten Einblick in sein Schaffen, zwei Skizzenbücher können auf Tablets durchgeblättert werden, zahlreiche Publikationen stehen zur vertieften Auseinandersetzung bereit. Kern der neuen Vermittlungsangebote bildet eine Videoinstallation: Auf grossen, hochkant gestellten Bildschirmen besprechen zwei Personen Bilder, Zeichnungen und Fotografien des Künstlers. Herzstück ist und bleibt jedoch die seit dem Tod des Künstlers unverändert belassene Malstube im ersten Stock. Hier sind alle seine wunderbaren Bilder entstanden.
Der kleine Paradies-Garten
Die Fensterbank in der Wohnstube war der Lieblingsplatz des Malers. Er bewunderte den kleinen Barockgarten an der gegenüberliegenden Strassenseite. Er gehört zum «Grünen Haus», in dem der
Schweizer Minister und Diplomat Johann Konrad Kern (1808–1888) gewohnt hatte. Der Ziergarten faszinierte Dietrich, beflügelte seine Phantasie, denn er war anders, vornehmer als die üblichen Bauerngärten am Untersee. Die Stauden und Wechselflorbeete, eingefasst mit niedrigen Buchshecken, die eingefügten Rosenhochstämmchen und der Rosenbogen, die hölzerne Gartenlaube, kurzum, die ganze kleine Gartenwelt des Nachbarbürgers diente Adolf Dietrich als bevorzugtes Sujet für seine Malerei.
Durch das Engagement eines Gönnervereins war es 1996 möglich, den auf Dietrichs Bildern oft dargestellten Garten für das Publikum wieder im ursprünglichen Zustand einsehbar zu machen. Seinen künstlerischen Nachlass und das Haus hat Dietrich der Thurgauischen Kunstgesellschaft vermacht.
(Textgrundlage: Adolf Dietrich Haus)