Markenzeichen des deutschen Künstlers Georg Baselitz sind seine auf dem Kopf stehenden Bilder. Die Ausstellung «Malelade» in der Fondation Jan Michalski in Montricher, am Fuss des Waadländer Jura, vereint das Bestiarium des Künstlers in Bild und Text.
BASELITZ | MALELADE – BESTIAIRE D’IMAGES ET DE MOTS
Kopfstehende Bilder
Der deutsche Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer Georg Baselitz (*1938), ab 1969 berühmt für seine «kopfstehenden» Bilder, nimmt diesen durch das Umdrehen ihren konventionell gedachten Sinn, macht also den Bildinhalt gegenstandslos und damit abstrakt. Durch das Auf-den-Kopf-Stellen seiner Werke konfrontiert er den Betrachter direkt mit der Organisation von Farbe und Form auf der Bildfläche, unabgelenkt vom eigentlichen Inhalt des Bildes. Auf diese Weise inhaltsleer geschaffen, sind Baselitz’ Bilder nicht interpretier-, sondern lediglich betrachtbar.
Die Idee des Künstlerbuchs
Gegen Ende der achtziger Jahre wird Baselitz, der bisher noch kein Künstlerbuch gestaltet hatte, von der Idee eines gebundenen Werkes mit Einband gepackt. Seine Vorbilder sind die Veduten von Piranesi oder die Sammelbände von Goya: Der Text soll in Bezug zum Bild gebracht werden. Eine mittelalterliche Handschrift – der Physiologus von Smyrna – gibt dem Künstler Anregungen für sein Werk.
Die Gestaltung des Bestiariums
Baselitz wagt freie Ideenassoziationen, die aus der Intuition und der Energie des Gestus entstehen, und bedient sich seines gewohnten Repertoires: Adler, menschlicher Kopf und Körper, Pferd, Hund oder Schwein – und gesellt neue Tiere dazu: Hase, Meise und Fisch. Diese Bilder, oft mit der Kaltnadel ausgeführt, werden von fiebrigen Schriftzügen überlagert. 1990 werden 41 grossformatige Radierungen in einem Werk unter dem Titel «Malelade» zusammengefügt. Dieses Wort bildet sich aus der Vermischung von «malen», dem französischen «malade» (krank) und dem Ausdruck «Lade» und suggeriert eine Definition des Schöpfungsaktes.
Die Ausstellung
Die von Rainer Michael Mason kuratierte und von der Fondation Jan Michalski organisierte Ausstellung «Baselitz | Malelade» zeigt die Gesamtheit dieser Radierungen. Sie werden umrahmt von neun Ölgemälden auf Leinwand mit denselben Motiven und einer bemalten Holzskulptur. Das inspirierende ikonografische Wörterbuch ist Ausdruck eines sehr starken künstlerischen Aktes. Die Ausstellung wird von verschiedenen Anlässen begleitet. Einzelheiten siehe Veranstalter-Webseite.