Durch Zufall und Inszenierung sind die neuesten Werke des Fotokünstlers Ueli Adler enstanden. Auf den Spuren des Blues und auf der Suche nach der eigenen Identität fuhr er zu mystischen Orten und zur Geburtsstätte des Rock’n’Roll.
Kunstraum Kreuzlingen | Mississipi Desaster
Das Desaster
Der als Appenzeller Cowboy bekannte Fotokünstler Ueli Alder wollte seine Fahrt durch die Canyon-Landschaft in den Badlands in South Dakota dokumentieren. Der Ausflug entpuppte sich, zurück in Chicago, zunächst als ein Desaster. Erst hinterher stellte Alder fest, dass die Kamera defekt war und somit ein Grossteil der Filmrollen unbrauchbar. Ein Glücksfall hingegen sind die wenigen dadurch entstandenen Mehrfachbelichtungen, in denen sich infolge der Überlagerung der Bilder die verschiedenen Realitätsebenen narrativ miteinander verknüpfen. Drei Aufnahmen, wie von Geisterhand zu einem Bild verbunden, scheinen sich auf die Legende von Robert Johnson, dem King of Delta Blues, zu beziehen.
Trauer und Hoffnung
Das fotografische Werk von Ueli Alder lebt vom Zufall und der Inszenierung. Neben menschenleeren stimmungsvollen Landschaften und Interieurs setzt sich der Künstler häufig selbst in Szene. Für das Bild, das Alder in seinem Atelier in Chicago zeigt, platzierte er wohldurchdacht Gegenstände. Gleichsam wie ein Fremdkörper im eigenen Studio gibt die über eine Stuhllehne geworfene Appenzeller Tracht Auskunft über die für Amerikaner exotische Herkunft des Künstlers. Vor allem aber nimmt Alder hier mittels Gestik und Details Bezug auf Jeff Walls berühmtes Bild «After Invisible Man». Immer wieder finden sich in seinen Arbeiten kunsthistorische Referenzen, die nicht immer beabsichtigt sind, sondern durchaus auch spontan im Moment der Aufnahme entstehen können. Ob Zufall oder Konstruktion, allen seinen Bildern gemeinsam ist, dass sie ähnlich dem Blues ein Gefühl und eine besondere Stimmung ausdrücken, die von Trauer und Hoffnung gleichzeitig erfüllt ist.