Ein Genfer Polizist wird abrupt von seiner Vergangenheit eingeholt. Dazu liefert die neueste landeseigene Produktion eine reichliche Dosis an Action mit viel Gewaltpotential.
Verso
Zum Film:
Genf – eine wohlhabende und internationale Metropole. Die raue Kehrseite der Stadt erfährt tagtäglich der Polizist Alex (Laurent Lucas), dessen Leben von der Jagd nach Gewaltverbrechern und der Drogenmafia bestimmt ist. Die Ehe ist gescheitert, die Beziehung zu der sich vernachlässigt gefühlten Tochter Lou (Chloé Coulloud) steht auf der Kippe. Als sein einstiger Jugendfreund Victor (Carlos Leal) aus dem Gefängnis entlassen wird, sieht sich Alex auf einen Schlag seiner verdrängten Vergangenheit gegenübergestellt. Victor, der wegen Totschlags zehn Jahre hinter Gittern verbrachte, verschlägt es nach der Freilassung direkt ins Drogengeschäft. Alex, der zu jener Zeit gegen Victor ausgesagt hatte, befürchtet nun einen Rachefeldzug. Von diesem Gedanken gänzlich befangen, scheint der Polizist zunehmend die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.Stars: In den Hauptrollen sind der in Frankreich etablierte Schauspieler Laurent Lucas («Maman est chez le coiffeur») und Carols Leal («Snow White») zu sehen. Letzterer überzeugt als undurchschaubarer Ex-Häftling. Der Lausanner Rapper Stress («Breakout») agiert einmal mehr in einer Gangsterrolle. Regie & Crew: Der Genfer Regisseur und Produzent Xavier Rutz hat mit «Verso» nach «Neutre» (1999) seinen zweiten Spielfilm realisiert.
arttv Wertung:
«Verso» fokussiert sich nicht in Krimi-Manier auf eine Verbrechensaufklärung, sondern schildert drei (Alex, Victor und Lou) Schicksale, die enger ineinander verwobenen sind, als es zu Beginn den Anschein macht. Im Brennpunkt steht ein leidgeprägter Polizist, bei dem das eigene Urteilsvermögen über Gut und Böse allmählich zur nebulösen Grauzone verkommt. Die messerscharfen Flashbacks lassen schnell eine schmerzhafte Vergangenheit des Protagonisten erahnen. Schade, dass es dabei nicht belassen wird. Denn «Verso» liefert nicht nur kontinuierlich Indizien, sondern klärt zum Schluss das Geschehen nochmals explizit auf. Der Zuschauer kann so den grössten Teil der blutbefleckten Bausteine, noch vor einer Aufklärungssequenz, selber nachkonstruieren. Dadurch büsst der Thriller an Spannung ein. Da können auch die sporadisch eingeblendeten Helikopteraufnahmen von der Weltstadt wenig weiterhelfen. Dennoch gelingt es dem Film, mithilfe des teilweise rasanten Schnittmusters und den stark einprägsamen Szenen um die Figuren, die zwielichtige Atmosphäre authentisch einzufangen. Fazit: Ein actiongeladener Schweizer Thriller der unter die Haut geht. Martina Felber