Er hat fast alles erreicht, was er wollte. Nur nicht das, was ihm am Wichtigsten war: Sich selbst zu entkommen. Der Dokumentarfilm «Electroboy» erzählt die atemlose Lebensgeschichte von einem, der aus beengten Schweizer Verhältnissen in die Welt hinauszieht auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung. In einer Reihe von Erfolgsstories erfindet er sich in kürzester Zeit immer wieder neu, wechselt Milieus und Karrieren wie andere ihre Hemden.
Electroboy
«You can get it if you really want». Wenn dieser Satz auf jemanden zutrifft, dann auf Florian Burkhardt.
Doch entpuppt sich dieses Leben im Eilzugtempo immer mehr als Flucht vor der eigenen Geschichte, die ihn irgendwann unerbittlich einholt. Ein schicksalhaftes Ereignis aus der Vergangenheit wirft seinen langen Schatten auf ihn und er muss sich der Frage stellen: Wer bin ich wirklich und warum?
Stimmen
Marcel Gisler ist ein unglaublich ehrlicher und authentischer Film gelungen, der einem an Herz und Nieren geht. Zu Recht ergreift Gisler nie für den einen oder anderen Partei. Florian Burkhardt reflektiert sein Schicksal mit Klarsicht, wenn er sagt: «Wir sind nicht kompatibel». Damit meint er seine Familie. Gisler folgt den Geistern, die er selber ruft, und übernimmt dafür auch Verantwortung. Ruth Baettig, arttv.ch | Wenn Gisler mit seiner Zwiebelschäldramaturgie den wilden Ritt noch wilder macht, kann einem schon wind und weh werden. Michael Sennhauser, sennhauserfilmblog.ch | Eine süffige Hochstaplerstory und die schwierige Entwicklungsgeschichte eines schwulen Jugendlichen im rigid-katholischen Milieu. Gisler erzählt sie beide. Und zwar mit einer Leichtigkeit, ohne dass die psychische Krankheit und das damit verbundene Familiendrama abgeschwächt würden. Andreas Kneubühler, saiten.ch | Gisler hat eine respektvolle und transparente Erzählweise gewählt […]. Das hervorragend und dicht montierte Porträt führt den Betrachter in eine Beklemmung, der nicht zu entkommen ist. Electroboy ist ein intensives Werk über eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, die in den 1990er Jahren, als das Internet aufkam, auch an der Vielfalt seiner zur Verfügung stehenden Ausdrucksmöglichkeiten zerbrochen zu sein scheint. Madeleine Hirsiger, Festival del Film Locarno