Roman-Signer-Freunde aufgepasst! Das Kunstmuseum St.Gallen zeigt nach 1993 die zweite Werkschau mit Arbeiten von Roman Signer. Wie man es von Signer kennt, überrascht er mit feiner Ironie. Schmunzeln erlaubt.
Kunstmuseum St.Gallen | Roman Signer
Transformationen des Alltäglichen
Seine «kleinen und grossen Ereignisse», wie er sie nennt, haben ihn weltweit bekannt gemacht. Roman Signer, 1938 in Appenzell geboren, gehört inzwischen zu den bedeutendsten internationalen Plastikern. Ausgangspunkt seines einzigartigen Schaffens bildet ein Skulpturbegriff, der sich vom Objekt löst und Prozesse sichtbar macht. Alltägliche Dinge bilden dabei die Basis seines Werkes. Die verwendeten Gegenstände wie Tische, Stühle oder das Kajak zeichnen sich durch einen ursprünglichen Charakter aus. Allerdings benutzt Roman Signer diese nicht in ihrer gewohnten Funktion, sondern setzt sie Transformationen aus, die ein der Dingwelt eigenes Potential vielfältigster Sinnschichten freilegen: Vertrautes wird fremd, Funktionierendes erscheint absurd. So werden im Alltäglichen Erheiterndes wie Abgründiges sichtbar.
Letzte Werkschau im Kunstmuseum vor 21 Jahren
Die Ausstellungsliste von Roman Signer im In- und Ausland ist ebenso eindrücklich wie lang. Nach einer ersten Retrospektive 1993 und zahlreichen Beiträgen in thematischen Ausstellungen widmet ihm das Kunstmuseum St.Gallen erneut eine umfassende Werkschau. Im Zentrum stehen dabei installative Arbeiten, die seit 2010 entstanden sind. Es ist spannend zu sehen, wie der Künstler die klassischen Museumssäle mit einer Distanz von zwanzig Jahren bespielt. Räume, die er wie seine Westentasche kennt, hatte er sie doch zu Beginn der 1980er Jahre – in der Zeit der Schliessung des Hauses – als Atelier nutzen können.
Altes wird in neuer Manier weitergesponnen
Roman Signers Schaffen ist nochmals komplexer geworden, indem Dinge, die in früheren Arbeiten eine Rolle gespielt haben, in überraschende neue Richtungen interpretiert werden. Verstärkt erscheinen Querbezüge zur Wirklichkeit, wenn man sie denn sehen will. Die inhaltliche Aufladung seiner Arbeiten bis hin zu Werken, die klar als existentielle Chiffre gelesen werden können, ist signifikant für Roman Signers wache Zeitgenossenschaft. Die Ausstellung vereint Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten in einem konzisen Ablauf und pulsiert zwischen raumgreifenden Einzelwerken und zusammenhängenden Werkgruppen.