Nicht verpassen – die erste grossangelegte europäische Retrospektive zum Werk von Paul Strand (1890–1976), einem der grossen Fotografen des 20. Jahrhunderts.
Fotomuseum Winterthur | Paul Strand
Ein Werk mit Widersprüchen
Die Ausstellung zeigt die Vielseitigkeit des Schaffens von Paul Strand, von frühen Bemühungen, die Fotografie als eine moderne Kunstform zu etablieren, über ein starkes filmisches Interesse, bis hin zu den bedeutenden Fotobüchern der Nachkriegszeit. Zum Vorschein kommt auch die komplexe und widersprüchliche Persönlichkeit Strands: der sture Ästhet, der Sympathisant mit dem Kommunismus, der am Ländlichen interessierte Fotograf mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Fragen.
Von avantgardistisch bis neorealistisch
Die Ausstellung beginnt mit den vorherrschenden Avantgarde-Stilen der 1910er Jahre, die Strand rasch meisterte, und seinem wachsenden Interesse an städtischen Sujets, unter anderem eine Reihe innovativer Nahaufnahmen von Menschen in den Strassen von New York City. Strands Verständnis der Moderne war von ausgiebigen Reisen geprägt. So fotografierte er von 1932 bis 1934 in Mexiko, was sein Engagement für linke Politik vertiefte. Von der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren stark betroffen, wandte sich Strand immer mehr dem Filmemachen als Werkzeug eines gesellschaftlichen Wandels zu. Filme wie «Redes» (1936) und «Native Land» (1942) zeugen von seinem grossen politischen Engagement. Nach 1945 widmete sich Strand hauptsächlich seinen Fotobüchern, in denen er komplexe Porträts von Menschen und Orten schuf. Die Ausstellung konzentriert sich auf drei seiner wichtigsten Publikationen, darunter sein Porträt des italienischen Dorfes Luzzara, 1955 unter dem Titel «Un Paese» erschienen. Das Leben der einfachen Leute im Fokus, bietet Strands Fotografie ein bewegendes Zeugnis von den demokratischen Qualitäten des Alltags.