Die Ausserrhodische Kulturstiftung vergab für 2014 neun Werkbeiträge, dotiert mit je 10’000 Franken. Juriert wurde in den Sparten Literatur/Theater/Tanz, Musik sowie Bildende Kunst und Architektur.
Ausserrhodische Kulturstiftung | Werkbeiträge 2014
Bauen und Medien
Die Arbeitsgruppe Kunst und Architektur vergab drei Werkbeiträge – erstmals seit langem wieder einmal im Bereich Architektur. Kreuzgiebel? Webkeller? Fensterreihen? Ein Doppel-Werkbeitrag geht an Rahel Lämmler und Roman Häne für eine Forschungsarbeit rund um Profanbauten im Appenzellerland. Sie wählen dafür einen subjektiven Ansatz, bei dem u.a. gesellschaftliche Einflüsse auf die Architektur eine zentrale Rolle spielen. Roman Häne (1980) ist Landschaftsarchitekt in Waldstatt und hat sich vielfältig mit der appenzellischen Landschaft und Gartenkultur auseinandergesetzt. Rahel Lämmler (1975), in Speicher aufgewachsen, ist u.a. als Leiterin des Projekts «Bauen im Dorf» oder der Werkpräsentation des Architekten Johannes Waldburger bekannt geworden. Einen weiteren Werkbeitrag erhält der junge Künstler Steven Schoch. Schoch (1987) setzt sich mit Medien auseinander: Popmusik, Internet, You Tube usw. Seine Arbeiten, zum Teil als Performance gestaltet, reflektieren mediale Mechanismen und Repräsentationsformen, kommentieren und kritisieren aktuelle gesellschaftlich um sich greifende Phänomene. Steven Schoch erhält zum ersten Mal einen Werkbeitrag der Kulturstiftung.
Autorin und Dialekt-Spieler
Die Jury der Sparten Literatur, Theater und Tanz vergibt ihre Beiträge 2014 an die junge Autorin Laura Vogt und den Schauspieler Philipp Langenegger. Laura Vogt (1989), in Speicher aufgewachsen, studiert am Literaturinstitut in Biel und arbeitet, nach einer Reihe verstreuter Publikationen, an einem Roman mit dem Titel «Gang», einer konfliktreichen Beziehungsgeschichte mit welthaltigen Bezügen – unter anderem spielt die Geschichte vor dem Hintergrund der Unruhen in Ägypten. Laura Vogt wird von der Jury als sprachmächtige und bildstarke Erzählerin gewürdigt, die zu grossen Hoffnungen Anlass gebe. Philipp Langenegger (1976), Urnäscher in Berlin, ist einem breiten Publikum durch seine Leseprogramme «E Hampfe Originaal», «Sonnesiits ond schattehalb» und «Vo Ärbet, Gsang ond Liebi» bekannt geworden. Sein neustes Projekt «Narregmänd» ist aktuell zu sehen. Langenegger verkörpere den Typus des «Volksschauspielers» perfekt, schreibt die Jury und honoriert mit dem Werkbeitrag seine erfolgreichen Bemühungen, Texte aus älterer Zeit im Originaldialekt einem heutigen Publikum zu vermitteln.
Sänger auf dem Karrieresprung
In der Sparte Musik kommen vier Männer zum Zug. Der Cellist Stefan Baumann (in Teufen, Jahrgang 1974) erhält den Förderbeitrag für sein unermüdliches Forschen an der Schnittstelle zwischen Musik und Technik sowie seine Präsenz in der hiesigen Musikszene mit wechselnden, spartenübergreifenden Künstlerprojekten. Zum zweiten Mal in den Genuss eines Beitrags kommt der in Heiden aufgewachsene Pianist Fabian M. Mueller (1983). Sein vielfältiges Schaffen als Komponist und Interpret und die Entwicklung seines ureigenen Jazz-Stils überzeugten die Jury. Zwei weitere Beiträge gehen an junge Sänger, beides Absolventen der Kantonsschule Trogen und heute auf dem Karrieresprung. Bereits einen klingenden Namen geschaffen hat sich der in Teufen aufgewachsene Bariton Manuel Walser (1989), der nach dem Studium in Berlin inzwischen u.a. an der Wiener Staatsoper tätig ist. «Seine stimmliche und interpretatorische Reife bleibt für sein Alter erstaunlich und wird international stark wahrgenommen», hält die Jury fest. Mit dem Tenor Benjamin Berweger (1986) wird zudem ein Newcomer gefördert, der in der Klassik wie in der Volksmusik zuhause ist und dessen elegante und ausdrucksvolle Stimme einen Bogen zwischen den Welten der Zäuerli und den Bühnen der Welt spannt.
Artist in Residence in Porto
Nach der Künstlerin Birgit Widmer und dem Fotografen Georg Gatsas geht das dritte Artist-in-Residence-Stipendium von Ausserrhoden an den in Heiden aufgewachsenen Grafiker Fabian Harb (Jahrgang 1988). Er plant zusammen mit der Grafikerin Nina Paim in der portugiesischen Stadt Porto ein gesellschaftlich-künstlerisches Langzeitprojekt – die Casa do Câmbio. Das Projekt reagiert auf die ökonomische Krisensituation der Stadt und entwickelt in einem leerstehenen Gebäude eine Plattform des Tausches – Dinge gegen Dinge, Hilfe gegen Ratschläge, Wissen gegen Fähigkeiten. Neben den Aktivitäten vor Ort (Veranstaltungen, Internet-Plattform, Publikation) werden die Ergebnisse des Projekts und das entstehende Netzwerk auch in Ausserrhoden präsentiert. Das 2012 etablierte Artist-in-Residence-Stipendium von Kanton und der Ausserrhodischen Kulturstiftung ermöglicht Kunstschaffenden aus diversen Sparten für einige Monate an einem Ort ihrer Wahl eine auf diesen Ort ausgerichtete Arbeit zu verfolgen. Professionalität im künstlerischen Schaffen und in der Organisation des Aufenthalts sind wesentliche Kriterien – zudem wird das Ergebnis nach der Rückkehr in geeigneter Form im Kanton vorgestellt.