Kurzfilmnacht auf Tournee | Lokale Premiere in Zürich
Die in Winterthur geborenen Shorties sind dieses Jahr unterwegs mit ziemlich viel schwarzem Humor.
Die lange Nacht des kurzen Films wird in Zürich eröffnet, mit dem Master-Abschlussfilm «Sono Pippa» von Yasmin Joerg. Der Film erzählt die Geschichte des ehemaligen Telenovela-Sternchens Pippa, die mit Mitte Vierzig versucht, als Schauspielerin nochmals Fuss zu fassen.
Schauspielerin am Rande des Nervenzusammenbruchs
Neben vier abwechslungsreichen Kurzfilmprogrammen mit 21 Kurzfilmperlen aus aller Welt präsentiert die Kurzfilmnacht in Zürich ausserdem den ZHdK-Masterabschlussfilm «Sono Pippa» der Zürcher Filmemacherin Yasmin Joerg als lokale Premiere (siehe Trailer). Filminhalt: Für ihren Traum rennt die Schauspielerin Pippa von einem Casting zum nächsten und findet dabei doch nur das von ihr belächelte Rollenangebot der Mutter. Als sie nach Jahren ohne Kontakt auf ihre Tochter Luna trifft, wird diese Rolle jedoch schlagartig zur Realität. – Yasmin Joerg inszeniert mit «Sono Pippa» ein bewegendes Film-im Film-Melodrama über eine Schauspielerin am Rande des Nervenzusammenbruchs, das auf sympathische Weise an Pedro Almodóvar erinnert. Die Filmemacherin Yasmin Joerg wird an der Kurzfilmnacht in Zürich anwesend sein, um ihren Film vorzustellen und dem Publikum Einblick in ihre Arbeit zu geben.
Reichhaltige Tradition und kulturelle Vielfalt
Die Auswahl der Swiss Shorts zeigt die Schweiz in ihren unterschiedlichsten Facetten. Im Animationsfilm «59 Secondi» beleuchtet Mauro Carraro in bewegender Weise die Liebesgeschichte seiner Eltern, die mit einem der tragischsten Erdbeben in der Geschichte Italiens verknüpft ist. «Facing Mecca» von Jan-Eric Mack erzählt eine zeitgemässe Migrationsgeschichte vor dem Hintergrund einer typischen Schweizer Gemeinde und macht so exemplarisch auf das Schicksal zahlloser Flüchtlinge aufmerksam. «Ins Holz» von Thomas Horat und Corina Schwingruber Ilic dokumentiert zum Abschluss die althergebrachte Tradition des Flössens auf dem Ägerisee auf ästhetisch stimmige Weise und rundet damit ein Programm ab, das beweist, dass sich reichhaltige Tradition und kulturelle Vielfalt nicht auszuschliessen brauchen.
Schwarzer Humor und skurrile Situationen
Die weiteren thematischen Programme sprühen nur so vor schwarzem Humor und skurrilen Situationen. So auch der britische Kurzfilm «Standby», der den Arbeitsalltag zweier Polizisten im engen Raum ihres Wagens durchspielt, der Animationsfilm «Edmond», in dem ein Mann mit kannibalistischen Trieben in die Vergangenheit reist, um die Wurzel seiner seltsamen Neigung zu finden oder das Mockumentary «Mr. Death», das den Tod von seiner menschlichen Seite zeigt. So verdichten sich in «Life is short» die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins in vier kurzenAnimationsfilmen und drei Spielfilmen zu einem bewegten Reigen mit einem überraschenden «Happy End». «Wie die Tiere» wirft danach einen ebenso ironischen wie entlarvenden Blick auf die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Mensch und Tier: Während im holländischen Kurzspielfilm «Botanica» das Animalische im Menschen noch eher im übertragenen Sinne über das Thema Fruchtbarkeit behandelt wird, rollt der britische Dokumentarfilm «Fish Story» eine verrückte Geschichte auf, in der Menschen mit Fisch-Nachnamen eine tragende Rolle spielen. Im finnischen Beitrag «The Date» steht beim Rendezvous zweier Zuchtkatzen plötzlich auch die Männlichkeit eines 16-Jährigen auf dem Prüfstand und im mehrfach ausgezeichneten animierten Musical «Min Börda» aus Schweden singen Fische, Mäuse und Affen im Chor über die Last des modernen Lebens.
Carte Blanche für «Base-Court»
Für die Organisation der Tournee in der Westschweiz arbeitet die Kurzfilmnacht neu mit der Kurzfilm-Promotionsagentur «Base-Court» zusammen. Die Westschweizer Kollegen präsentieren mit «Typisch belgisch» zum Abschluss der Nacht ein unterhaltsames Programm, das auf humorvolle Weise die Eigenheiten unserer Nachbarn im Herzen Europas beleuchtet. Wenn in «Les Tubes» eine Darmspiegelung eine Lebenskrise auslöst, in «De Smet» eine neue Nachbarin das Leben dreier Brüder auf den Kopf stellt oder in «Kapitalistis», der Weihnachtsmann als Kapitalist entlarvt wird, dann zeigt sich die Originalität und der hintergründige Humor des belgischen Kinos von seiner besten Seite.