Erich Langjahr, geboren 1944 in Baar im Kanton Zug, gilt als einer der beharrlichsten und bedeutendsten Chronisten der Schweizer Kulturlandschaft. Seit über 50 Jahren fängt der Dokumentarfilmer das authentische, oft übersehene Leben in den Alpen ein. Sein Werk ist eine Liebeserklärung an die Tradition – und ein stiller Protest gegen die Schnelllebigkeit der Moderne. Ein Filmemacher, der auf ein Lebenswerk zurückblicken darf, das tiefe Spuren in der Schweizer Filmgeschichte hinterlassen hat.
Der Poet der Schweizer Alpen
- Publiziert am 26. November 2025

Die Kunst der Langzeitbeobachtung
Erich Langjahr ist ein «Sichtbarmacher». Sein filmischer Ansatz ist radikal unaufgeregt und gerade deshalb so wirkungsvoll. Er taucht monatelang, oft jahrelang, in die Lebenswelten seiner Protagonist:innen ein. Anstatt schneller Antworten sucht er die innere Logik der Orte und Menschen, die er filmt. Diese Hingabe spiegelt sich in jedem seiner Werke wider. Der Zuger hat die seltene Fähigkeit, das Universelle im Lokalen zu finden und somit zeitlose Geschichten über die menschliche Existenz in der Natur zu erzählen. Zusammen mit seiner Partnerin Silvia Haselbeck gründete er 1994 die Langjahr Film GmbH. Ihre Produktionen zeichnen sich durch einen unverwechselbaren, authentischen Stil aus, der dem Publikum Raum lässt, das oft Übersehene im Leben zu entdecken. Langjahr setzt sich intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Heimat und dem unerbittlichen Existenzkampf auseinander.
Die «Bauern-Trilogie» und das Vermächtnis der Bergler
Zentrale Werke in Langjahrs Schaffen bilden die Filme, die sich dem Leben und den Herausforderungen von Bergbäuerinnen und Bergbauern widmen. Seine «Bauern-Trilogie» ist ein Meisterwerk der ethnografischen Beobachtung. BAUERNKRIEG, der 1998 in die Schweizer Kinos kam und gegenwärtig wieder als restaurierte Fassung in unseren Kinos zu sehen ist, thematisiert den harten Existenzkampf und den dramatischen Strukturwandel in der Schweizer Landwirtschaft. HIRTENREISE INS DRITTE JAHRTAUSEND aus dem Jahre 2002, der dritte Teil der Trilogie, beleuchtet das Hirtendasein an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Der Film brachte ihm den Schweizer Filmpreis für den besten Dokumentarfilm sowie die Goldene Taube in Leipzig ein. Zu seinen weiteren bedeutenden Filmen gehören EX VOTO (1986), eine tiefgründige Suche nach der Bedeutung von Heimat, und DAS ERBE DER BERGLER (2006), ein faszinierender Einblick in das Leben der letzten Wildheuer im Muotatal.

Massgeblich am Werk von Erich Langjahr beteiligt: Partnerin Silvia Haselbeck
Ein Ehrenpreis für das Lebenswerk
Langjahrs beharrliche Arbeit wurde vielfach gewürdigt. Neben zahlreichen nationalen und internationalen Preisen erhielt er 2017 einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Der Innerschweizer Kulturpreis (2002) unterstreicht seine Bedeutung für die Region, deren Kultur er so nachhaltig dokumentiert hat. Auch im Alter von über 80 Jahren denkt Erich Langjahr nicht an den Ruhestand. Sein neuester Film DIE TABUBRECHERIN, in Co Regie mit Silvia Haselbeck, widmet sich dem sensiblen Thema Endlichkeit, Sterben und Tod. Als Mitglied des Verbandes Filmregie und Drehbuch Schweiz (FDS) bleibt er eine inspirierende Figur für nachfolgende Generationen von Filmschaffenden, die die Langsamkeit und den tiefen Blick als filmisches Mittel schätzen. Erich Langjahr ist und bleibt der Poet der Schweizer Alpen.