Ab dem 30. November 2023 ist Erich Langjahrs «Meilenstein der Schweizer Filmgeschichte» in ausgewählten Kinos zu erleben, begleitet von Gesprächen und Begegnungen. So etwa mit Susanna Landis-Giacometti, der Hirtin im Film oder Bea und Michi Cadenazzi, die im Film als Hirtenpaar mitwirkten. Spannende Begegnungen und ein Wiedersehen mit einem restaurierten Film, dessen Drehbeginn mehr als 20 Jahre zurückliegt. Aus dieser zeitlichen Distanz betrachtet, bekommt der Film eine zusätzliche Dimension.
HIRTENREISE INS DRITTE JAHRTAUSEND
In restaurierter und digitalisierter Form kommt der Film, ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis 2003, in neuem Glanz nochmals in unsere Kinos.
Tradition und Zukunft
Nach SENNEN-BALLADE und BAUERNKRIEG war HIRTENREISE INS DRITTE JAHRTAUSEND der dritte Film einer Trilogie, in der sich Erich Langjahr mit den elementaren Fragen des Menschen und seiner Existenz auseinandersetzte. Der Film kam 2003 in die Schweizer Kinos. Im Zentrum standen damals für Langjahr die Fragen nach Identität, Überleben und Zukunft. Eine der ältesten Kulturformen menschlicher Existenz ist das Hirtentum. In seinem Wesen beinhaltet es bis heute nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern verkörpert eine eigene Lebenshaltung und Weltanschauung. Langjahr wollte das Hirtenleben, am Übergang ins dritte Jahrtausend, kennen lernen. In einer Zeit des Umbruchs und des Wertewandels zwischen Tradition und Zukunft war HIRTENREISE INS DRITTE JAHRTAUSEND auch Ausdruck der eigenen Zerrissenheit des Regisseurs. In seinem Film erzählte er eine moderne Hirtengeschichtet, ausgehend von der Transhumanz, der Weidewirtschaft zwischen den Jahreszeiten und dem damit verbundenen Überbringen der Herden von der Winterweide auf die Sommerweide und umgekehrt. Die Hirten im Film nehmen ein Leben mit viel Entbehrung auf sich und stellen sich einer Herausforderung, die öfters auch die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Sie kommen nicht aus der Tradition des Bäuerlichen, sondern haben diese Lebensform selber gewählt, im Bedürfnis nach der Freiheit, selber etwas Sinnvolles zu tun.
Mehr als 20 Jahre nach Entstehung des Filmes, dürfte ein Wiedersehen nochmals zusätzliche Assoziationen auslösen. Zumal auch die Schweizer Landschaft und somit der Wirkungsraum der Hirten in den letzten zwei Jahrzehnten stark überbaut und teilweise verschandelt wurde.