Renoir, Cézanne, Monet und Manet teilen sich die Ausstellungswände «Am Römerholz» in Winterthur. Gezeigt wird die Sammlung des Franzosen Victor Chocquet, der als erster überhaupt Werke der Impressionisten kaufte. Aus heutiger Sicht eine Pionierleistung.
Oskar Reinhart «Am Römerholz» | Victor Chocquet
Sammlerpionier Chocquet
Die Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» stellt den französischen Sammler Victor Chocquet (1821–1891) zum ersten Mal überhaupt ins Zentrum einer Ausstellung. Sie rekonstruiert exemplarisch seine Kunstsammlung und beleuchtet zugleich die faszinierende Geschichte eines Pioniers im Kampf für die Moderne. Dank intensiver Forschungen kann der Ausstellungskatalog zahlreiche überraschende Erkenntnisse zu dieser bedeutenden Persönlichkeit vorlegen und das Bild ihrer bahnbrechenden Epoche wesentlich erweitern.
Grosse Impressionisten – damals noch namenlos
Chocquet hatte in Paris sehr früh das Zukunftsweisende der impressionistischen Malerei erkannt, zu einer Zeit, als diese noch überwiegend heftig abgelehnt wurde. Dem über nur knappe Mittel verfügenden Zollbeamten gelang es, eine der besten Sammlungen von Bildern der Hauptvertreter des Impressionismus, von Renoir, Monet und Cézanne, zusammenzutragen. Auch eine gewichtige Werkgruppe von Delacroix sowie hervorragende Gemälde von Courbet und Manet befinden sich darunter.
Porträts des Sammlers Chocquet
Die Ausstellung konzentriert sich auf Werke, die die Beziehung zu Chocquet besonders gut zum Ausdruck bringen und zugleich die Bedeutung seiner Sammlung exemplarisch veranschaulichen. In diesem Kontext stellen die Porträts Chocquets von Renoir und Cézanne einen einmaligen Höhepunkt dar. Die aussergewöhnlich grosse Zahl dieser Bildnisse und ihre Ausdruckskraft zeugen von der tiefen Freundschaft, die den Sammler mit seinen «Protégés» verband und reflektieren das selbstlose Engagement, mit dem er sich für ihre Anerkennung einsetzte.
Chocquet und Oskar Reinhart Hand in Hand
Das aus dem Besitz Chocquets stammende Portrait de Monsieur Chocquet von Renoir, das sich heute in der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» befindet, gehört zu den expressivsten Darstellungen des mutigen Mäzens. Zugleich dokumentiert es nachdrücklich die Verwandtschaft der beiden Sammlungen. Die Kollektion Chocquets steht am Anfang einer sich bald darauf international verbreitenden Sammelkultur, die von Oskar Reinhart (1885–1965) in den frühen 1920er Jahren auf besonders eindrucksvolle Weise aufgegriffen wurde und die durch ihn eine der letzten grossen Blütezeiten erlebte.