In «Tears of a Swan» spielen die Wechselwirkung zwischen den Kulturen und das Diffundieren einzelner Phänomene von einem Kulturkreis in den anderen eine zentrale Rolle.
Kunstraum Baden | Tears of a Swan
Kitschige Videoclips als Inspiration für Kunst
Koreanische Musikclips und TV Soaps sind für Quynh Dong ebenso Inspirationsquelle wie die Werke des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola oder das Theater von Samuel Beckett. In ihren Videos und Performances vermengen sich Versatzstücke verschiedenster Provenienz zu vordergründig leichten, tatsächlich aber melancholischen Bildern. Diese umkreisen eine Wirklichkeitserfahrung, die von der Allgegenwart des medialen Konsums durchwirkt ist. Aus ihrem Atelier in der Rijksakademie in Amsterdam, wo Quynh Dong zur Zeit an einem exklusiven Förderprogramm teilnimmt, bringt sie überdimensioniert grosse Rosenblätter aus Keramik mit. Obwohl in aufwändigster Handarbeit hergestellt, wirken die zartrosa glasierten Keramikteile glatt und perfekt als kämen sie aus der Fabrik. «Tears of a Swan», so heisst der romantische Blütenteppich, fügt sich bestens zur Videoprojektion «Sweet Noel». Die Künstlerin hat sich selbst elfmal in einen bunten Garten montiert. Während zehn ihrer Alter Egos mit verträumtem Gesichtsausdruck oder gesenktem Blick stehend, sitzend oder liegend posieren und auf ihren Einsatz warten, gibt die elfte mit zarter Stimme die Sängerin.
In New York warten zwei Männer auf den amerkianischen Traum
Während die USA als kulturstiftender Faktor in «Sweet Noel» eher marginalen Charakter haben, steht der amerikanische Traum im zweiten Video im Fokus. Es heisst «My Second Paradise» und wird auf der Kehrseite der Wand von «Sweet Noel» projiziert. Auf einem bunt blinkenden Discoboden stehen zwei Männer. Es sind amerikanische Vietnamesen, die auf Coney Island leben. Quynh Dong hat sie in der «Blood Church» in New York gecastet. Entsprechend ist die geloopte Bildsequenz mit kirchlich anmutenden Klängen unterlegt. Quynh Dong hat die Männer gebeten, sich selbst zu spielen, und sie anschliessend in ein knallig blinkendes Setting montiert. Dort stehen sie nun im ortlosen Raum einer durch und durch medialen Parallelwelt. Sie wechseln von einem Fuss auf den andern, rauchen oder halten sich das Mobiltelefon ans Ohr. Hin und wieder verändert sich das Outfit des Älteren. Ansonsten stehen sie einfach nur da und warten. Worauf? Dass der amerikanische Traum auch für sie in Erfüllung gehen möge?