blueberry fields (orphaned selec + 1) – nicht ganz einprägsam. Aber irgendeinen Titel braucht eine Ausstellung, so der österreichische Künstler Gerwald Rockenschaub. Knallen soll es! So präsentieren sich denn auch die Ausstellungshallen. Vespielt und knallig. Oder auch einmal nur in Weiss.
Kunstmuseum St.Gallen | Gerwald Rockenschaub
Kontextkunst
Der 1952 in Linz geborene Gerwald Rockenschaub war in den 1980er Jahren ein Vertreter der sogenannten Neo-Geo-Bewegung und wurde spätestens durch seine Beteiligung an der 45. Biennale Venedig 1993 zu einem der herausragenden Exponenten der Institutional Critique, indem er mit seiner radikalen Intervention den österreichischen Pavillon des Jugendstilarchitekten Josef Hoffmann dekonstruierte. Seine Installationen und Transformationen von Ausstellungsräumen machten ihn zu einem Meister der Inszenierung. Mögliche Kontextverschiebungen beschäftigen den Künstler von Beginn weg in seiner Karriere, wenn etwa ein Bild das Atelier verlässt, in einer Galerie ausgestellt wird und anschliessend in einem Privatraum hängt: «Schon damals hat mich der Zusammenhang, in dem man etwas darstellt, die architektonischen Voraussetzungen und die sozialen Bedingungen, interessiert» (Gerwald Rockenschaub). Damit positionierte sich sein Schaffen im Umfeld der Kontextkunst, die in den 1990er Jahren grundlegende Fragen nach den Bedingungen der Entstehung und Präsentation von Kunst stellte. Konsequent begann Rockenschaub in den folgenden Jahren räumliche Situationen zu konstruieren, um gleichsam die Rezeption des Besuchers zu lenken.
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Für die Ausstellung im Kunstmuseum St.Gallen hat Gerwald Rockenschaub Werke aus den letzten Jahren zu einer präzise konzipierten, sinnstiftenden Abfolge vereint. Dabei spielt der Künstler virtuos mit den Begebenheiten des Ortes, den klassischen Ausstellungsräumen, den charakteristischen Raumfolgen und den zahlreichen raumbestimmenden Durchgängen, die er raffiniert aus unterschiedlichen Perspektiven zu hinterfragen versteht. Zugleich unterläuft er die Erwartungen des Betrachters, etwa wenn dieser bereits im ersten Ausstellungsraum auf ein markantes Hindernis trifft, das sich beim Eingang beinahe übermächtig aufbaut und den Zugang zur Ausstellung wuchtig versperrt. Insbesondere «Untitled» (2011) zeigt mit seinen kräftigen Simultankontrasten exemplarisch, dass Rockenschaubs Werke die Wahrnehmung immer wieder fordern, indem sie ein permanentes visuelles Rauschen verursachen.