Klammer auf, Leerschlag, Klammer zu. Der Leerschlag als Platzhalter für das, was kommen könnte oder schon war: Vieles dreht sich bei der Künstlerin Annaïk Lou Pitteloud um Wahrnehmung, um das Sicht- und Unsichtbare.
Kunstmuseum St.Gallen | Annaïk Lou Pitteloud
Working Title
Der Titel der Ausstellung «Working Title» (Arbeitstitel) verweist auf die gängige Bezeichnung eines noch nicht abgeschlossenen Werks, die meist kursiv und in Klammern gesetzt wird. Häufig deuten Wortteile in runden Klammern auf Verkürzungen, Zusammenfassungen oder Alternativen hin. Den Auftakt der Präsentation im Kunstmuseum St.Gallen markieren jedoch einzig zwei runde Klammern, die aber weder Buchstaben noch Wörter einschliessen und weder Zusatz noch Nachtrag kennzeichnen.
Reduktion
Annaïk Lou Pitteloud ist mit radikal reduzierten Werken aufgefallen: In der Arbeit OUT (2012) ist eine handelsübliche SIM-Karte auf einem Sockel unter einer Plexiglashaube platziert. Die gesendete und auf der SIM-Karte gespeicherte Nachricht bleibt verborgen. Einzig in der Bezeichnung der Technik wird ihre Existenz erwähnt, doch der Zugang zur Nachricht bleibt dem Betrachter verwehrt. Oft verweisen die Werke dieser Künstlerin auf eine abstrakte Spurensicherung und hinterfragen augenzwinkernd die Wechselbeziehung zwischen Wahrnehmung und Bedeutung von Kunstwerken.
MANOR-Kunstpreis
Die 1980 in Lausanne geborene und heute in Antwerpen lebende Künstlerin besuchte die Hochschule der Künste in Bern und anschliessend die Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Das Kunstmuseum St.Gallen präsentiert die erste Einzelausstellung von Annaïk Lou Pitteloud in der Deutschschweiz. 2016 wird ihr der MANOR-Kunstpreis Lausanne verliehen. Zur Ausstellung erscheint in Kooperation mit dem Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne eine Publikation.