Die Sommerausstellung «Ornament, Masse & Macht» zeigt Werke von zwei jungen Fotografen – beide Abgänger der Kunsthochschule ECAL. Imposante Barockbauten und eindrücklich fotografierte Plattenbauten zieren die Wände der Coalmine Winterthur.
Coalmine | Johann Besse, Cyril Porchet
Opulente visuelle Eindrücke
Cyril Porchet wendet sich Orten und Ereignissen zu, in denen opulente visuelle Eindrücke aufeinanderprallen, zu Mustern und Strukturen verschmelzen, die man kaum mehr im Detail zu entziffern vermag. Man erkennt wogende Menschenmassen, Pilgerströme und Betende, die sich in durcheinanderwirbelnden Strömen heben und senken. Man blickt auf gigantische Wände und Decken von barocken Kirchenräumen, in denen zwischen weissgoldenen Ornamenten Engel und Heilige die Wünsche der Gläubigen zum Himmel tragen. Oder man entdeckt Karnevalsköniginnen in Teneriffa, die auf ihren reich dekorierten Wagen in haushohen Prospekten beinahe verschwinden.
Typologie ostdeutscher Plattenbauten
Johann Besse hat mit seiner Werkgruppe eine Typologie ostdeutscher Plattenbauten angelegt. Er geht von Ansichten normierter Hausfassaden aus, die er noch weiter reduziert, indem er die frontal aufgenommenen Hochhäuser von störenden Elementen – hereinragenden Bäumen oder Gebäudeteilen – befreit. Auf den ersten Blick wirken die Bauten erschreckend gleichförmig, doch im Vergleich zeigen sich kleinere Unterschiede. Mal sind die Platten zu Mustern gelegt, mal fehlen einzelne Teile, oder wir erkennen Reste von Bemalungen.
Aus der Zeit gefallen
Sowohl Besse als auch Porchet arbeiten mit Zyklen zu Themen, die aus der Zeit gefallen scheinen. Die Karnevalsköniginnen, Barockkirchen oder Plattenbauten sind Ausdruck einer Epoche und doch nicht konkret zu verorten. Vielmehr geht es um eine unterschwellige Grammatik von Schönheit, Ordnung und Macht – sowie um deren Auflösung.