Ausgehend von vier landesweit diskutierten Mordfällen, erzählt Jia Zhang-ke von den Opfern des Wirtschaftsaufschwungs. Episodendrama über die Vereinnahmung Chinas durch den Kapitalismus und die verheerenden Konsequenzen für den Einzelnen.
Tian Zhu Ding – A Touch of Sin
Zum Film
Als die Mine verkauft wurde, hat man den Arbeitern eine Gewinnbeteiligung versprochen. Zehn Jahre später haben Dahai und seine Freunde jedoch immer noch nichts von dem Geld gesehen. Dahai beschliesst mittels Waffengewalt zu handeln. Ebenfalls Schusswaffen nicht abgeneigt ist der Wanderarbeiter Zhou San, der im südwestlichen Chongqing unterwegs ist. Wenn er etwas benötigt, dann holt er es sich mit Hilfe seiner Pistole. Von Waffen anfänglich noch gar nicht angetan ist die Rezeptionistin Xiao Yu, die in Zentralchina wohnt. Die junge Frau wird es aber bald sein, nachdem sie von der Ehefrau ihres Liebhabers verprügelt und von einem Saunakunden belästigt wurde. Nicht mit einer Waffe, sondern mit einem Arbeitswerkzeug wurde der Arbeitskollege von Xiao Hui verletzt, weshalb dieser ab sofort die doppelte Arbeit in der Fabrik leisten muss. Er verzichtet jedoch darauf und sucht sein Glück in Dongguan, im Süden des Landes, ohne dabei wirklich fündig zu werden. Verzweiflung und Wut durchziehen die Existenz von Dahai, Zhou San, Xiao Yu und Xiao Hui, die immer mehr in eine Spirale der Gewalt geraten.
Stimmen
«A Touch of Sin» ist so einerseits ein typischer Jia-Zhang-ke-Film, in dem mit langsamen, schwerelosen Kamerafahrten von der zunehmenden sozialen Ungleichheit Chinas erzählt wird, andererseits aber auch eine moderne Variante des Wuxia: Denn so wie die Helden von einst mit Schwertern gegen Ungerechtigkeit, Korruption und Nepotismus kämpften, sehen auch Jias Figuren ihre einzige Chance in extremer Gewalt. Michael Meyns, filmstarts.de | So brutal und deprimierend er teilweise ist, bleibt gerade durch Jias facettenreiche Erzählweise immer wieder Raum für komische, zärtliche und auch fantastische Momente, die den Film zu sehr viel mehr machen als sozialrealistischer Schwarzmalerei. Michael Kienzl, critic.de | Das Ergebnis ist ein wenig Wilder Westen im Osten. Wenn die Würde auf dem Spiel steht, wird gekämpft. Beatrice Behn, kino-zeit.de