Kino | The Private Lives of Pippa Lee
Ein Aufwachen der besonderen Art: Das scheinbar perfekte Leben einer somnambulen Hausfrau wird auf den Kopf gestellt und lässt sie mit längst Vergessenem konfrontieren.
Synopsis: Das Leben der Pippa Lee (Robin Wright) ist ein grosses Geheimnis. Mitte 40, Mutter von zwei Kindern ist sie soeben mit ihrem 30 Jahre älteren Mann Herb (Alan Arkin) in eine Seniorenresidenz in Connecticut gezogen. Er ist ein erfolgreicher Verleger, sie eine intelligente, makellose Hausfrau, die ihren Gatten hingebungsvoll umsorgt. Doch mit Pippas auftretenden Schlafstörungen beginnt die Fassade der Idylle zu bröckeln. Pippa beginnt ihre hinter sich gelassene Vergangenheit aufzurollen. Dabei steht ihr der verschlossene, wieder in sein Familienhaus zurückgekehrte Chris (Keanu Reeves) zur Seite. Ihre Kindheit erlebt sie in einer Pastorenfamilie mit einer pillensüchtigen Mutter (Maria Bello), flüchtet als Teenager (Blake Lively) zu ihrer lesbischen Tante und geniesst später ein Leben mit ausschweifenden Drogenexzessen. Stars: Grosses Staraufgebot: Die souveräne Robin Wright («Das Versprechen», 2001) glänzt im Hauptpart. Die männliche Überhand gewinnt Alan Arkin vor Keanu Reeves, der den gottesfürchtigen und potentiellen Liebhaber mimt. In kleinen Nebenrollen spielen zudem Julianne Moore, Monica Belluci und Wynona Rider. Regie & Crew: Für ihren Roman «The Private Lives of Pippa Lee», der in über 30 Ländern erschien, zeichnet Rebecca Miller zugleich als Regisseurin verantwortlich.
art-tv-Wertung: «The Private Lives of Pippa Lee» handelt von einer Frau, die endlich die Chance erhält, ihr Leben umzukrempeln. Zu oft musste Pippa während verschiedenen Lebensabschnitten in Rollen schlüpfen oder wurde in einen Käfig gesperrt, aus dem sie sich jetzt befreien will. Klingt ganz nach einem Drama mit emanzipatorischem Ansatz, wie es sich in der Filmwelt bereits mehrmals erschöpft hat. Das gutbetuchte Hausmütterchen-Dasein wird jedoch verhöhnt und in ein originelles Konzept verpackt. Nicht nur der Rückblick in die Vergangenheit, sondern auch die teils skurrilen Traumsequenzen überzeugen mit einer schönen Bildsprache. Die ideenreiche Verknüpfung zwischen Gegenwart und Vergangenheit geschieht jeweils mit einem gewissen Augenzwinkern. Hauptdarstellerin Robin Wright spielt die Rolle der undurchsichtigen Pippa, genauso wie es die Figur verlangt. Ebenso ein wahrer Lichtblick ist Alan Arkin, der den auf dem Boden gebliebenen Verleger Substanz verleiht. Nur durch den Einblick in die turbulente Biographie erfahren wir portioniert, warum sich die einst ungestüme Frau zur gepflegten Ehefrau gemausert hat. Vielleicht ein bisschen mangelhaft, denn nicht immer sind die Handlungen der jungen Pippa nachzuvollziehen. Fazit: Ein tragisch-komisches Porträt einer sonderbaren Frau mit hochkarätiger Besetzung.
Martina Felber