Kino | The Marsdreamers
Einfühlsam portraitiert Richard Dindo Amerikaner, deren sehnlichster Wunsch eine Reise zum Roten Planeten ist.
Synopsis: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es Menschen, die am liebsten sofort in eine Rakete zum Mars steigen würden, selbst wenn es dabei keine Wiederkehr gibt. Der Dokumentarfilmer Richard Dindo lässt solche Marsträumer ihre Wunschvorstellungen schildern, die oft von jugendlichem Tatendrang und utopischen Sehnsüchten beflügelt sind. Einige Aussagen strotzen dabei vor Idealismus und entbehren nicht einer gewissen Naivität. Doch gerade wenn der Film etwas eintönig zu werden droht, eröffnet er noch einmal interessante neue Perspektiven, denn Dindo lässt auch kritische Stimmen zu Wort kommen. Ganz allmählich wird der Mars so zum Ausgangspunkt für unterschiedliche Blickwinkel auf unsere Existenz auf der Erde. Am Schluss des Films ist der Mars unerreichbares Fernziel und Ausgangspunkt einer Reflexion auf unsere Umwelt zugleich. Regie: Der Schweizer Dokumentarfilmer italienischer Abstammung Richard Dindo ist seit mehr als 30 Jahren als Drehbuchautor und Regisseur tätig. Sein auf einer Reportage von Niklaus Meienberg basierender Dokumentarfilm «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» löste 1976 eine heftige Kontroverse aus.
art-tv-Wertung:
«The Marsdreamers» hat ein bestechendes Thema und den perfekten Titel. Trotz aller Naivität überträgt sich in der Gesamtheit der Aussagen etwas von der Begeisterung der Marsenthusiasten auf den Zuschauer. Insofern ist der Film auch eine Studie des von Optimismus, Begeisterungsfähigkeit, Freiheitsdrang und Fortschrittsgläubigkeit geprägten amerikanischen Nationalcharakters. Filmisch überzeugt «The Marsdreamers» mit Computer-Visualisierungen und Originalaufnahmen vom Mars, welche geschickt mit Aufnahmen von marsähnlichen Gegenden wie etwa der Mojave-Wüste ineinander geschnitten werden. Auf der Tonspur bringen sphärische elektronische Klänge die Marssehnsüchte sehr schön zum Ausdruck. Leider wird der Filmgenuss hie und da von Kameramännern und Mikrofonen getrübt, die eigentlich nicht ins Bild gehören und an manchen Stellen drängt Dindo seine Interviewpartner etwas zu stark in eine bestimmte Richtung. Dindo zieht seine marsbegeisterten Interviewpartner jedoch nie ins Lächerliche; wenn die Marsträumer manchmal etwas einfältig wirken, haben sie sich das selbst zuzuschreiben. Fazit: Obwohl die Dokumentation aus technischer und filmischer Sicht nicht restlos zu überzeugen vermag, ist «The Marsdreamers» allein vom Thema her so faszinierend wie die Fantasien der portraitierten Marsenthusiasten.
Philipp Eberhard