Kino | The Ghostwriter
Wer schreibt heldenhafte Memoiren über die grossen Übeltäter der Geschichte? Die Ghostwriter. Polanski schafft einen spannenden Politthriller basierend auf dem Bestseller von Robert Harris.
Synopsis: Englands Ex-Primeminister Adam Lang (Pierce Brosnan) sucht einen neuen Ghostwriter, um seine Memoiren fertig zu schreiben. Der vorhergehende Schreiber ist auf mysteriöse Weise tödlich verunglückt. Der neue Ghostwriter (Ewan McGregor) nimmt das Angebot trotzdem an und findet sich bald selbst in seltsamen Umständen wieder: das Manuskript seines Vorgängers wird in der Villa der Langs an der amerikanischen Ostküste unter Hochsicherheit gehalten, Lang wird vom internationalen Gerichtshof für seine Kriegsverbrechen angeklagt, und der Ghostwriter deckt eine Verschwörung auf, die ihn in Lebensgefahr bringt. Stars: Ewan McGregor ist die britische Version von Will Smith im Zentrum grosser Verschwörungen. Pierce Brosnan und Olivia Williams («The Sixth Sense» 1999) als Politikerpaar sind umwerfend echt. Regie & Crew: Roman Polanski wagt sich mit der Verfilmung von Robert Harris’ Bestsellers «Ghost» an einen sehr aktuellen Stoff.
art-tv-Wertung: Der Stoff von Polanskis neuem Politthriller ist hochaktuell: die Parallelen zum britischen Ex-Staatsmann Tony Blair sind unverkennbar. Eigentlich ist der Stoff selbst – die Verschwörungstheorie in der Politik – nicht gerade neu oder umwerfend spannend, doch Polanski schlägt den Zuschauer in seinen Bann. Er beweist einmal mehr ein Gefühl für die dramatische Dichte und vor allem auch für die ästhetische Einheit und Ausdrucksstärke: so ist zum Beispiel die ultramoderne Architektur des Lang-Hauses am Meer; dieses Karge, dass sich im Innen-, wie im Aussenraum spiegelt, eine meisterhaft gewählte Szenerie. Die hochklassigen Schauspieler tun dann den Rest: Ewan McGregor vereint britischen Humor mit dem Herz eines Zauberlehrlings, und Pierce Brosnan ist die reine Inkarnation des machohaften Politcowboys. Auch Olivia Williams als intelligente Drahtzieherin und versteckte femme fatale überzeugt sehr. Die Figuren sind auf eine humorvoll gekonnte Art leicht überzeichnet; die Witze kommen nicht zu kurz, was die anhaltende Spannung angenehm durchbricht. Fazit: Polanskis neuer Politthriller ist nicht nur hoch aktuell und spannend, sondern hat auch eine humorvolle Note.
Isabel Rohr