Nach “Gegend die Wand” ist “Auf der anderen Seite” der mit Spannung erwartete zweite Teil von Fatih Akins “Liebe, Tod und Teufel”-Triologie.
Kino l Auf der anderen Seite
Synopsis Als der pensionierte Witwer Ali der Prostituierten Yeter begegnet, schlägt er ihr vor, zu ihm zu ziehen – gegen Bezahlung selbstverständlich. Sie nimmt an und Ali hofft, damit seiner Einsamkeit ein Ende zu bereiten. Sein Sohn Nejat, Germanistik Professor an der Hamburger Universität, ist zu Beginn von dieser Beziehung alles andere als angetan. Seine anfängliche Skepsis weicht aber rasch der Einsicht, dass Yeter ein herzensguter Mensch ist und nur ein Ziel vor Augen hat: Das verdiente Geld ihrer Tochter in die Türkei zu schicken, um deren Studium zu finanzieren. Ihr Vorhaben findet ein jähes Ende als sie der halsstarrige Ali im betrunkenen Zustand umbringt. Mit dieser Tragödie startet der zweite Teil von Fatih Akins „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie („Gegen die Wand“ war der erste Teil). Sechs Menschen, sechs gänzlich unterschiedliche Biographien und sechs Leben, die sich in einem schicksalhaften Netz verstricken, überwinden mannigfaltigste Hindernisse und finden dabei zu ihrem inneren Selbst. Ab und an begegnen sie sich, nehmen sich allerdings nur dann bewusst wahr, wenn sie durch den Tod an ihr gemeinsames Schicksal erinnert werden.
Kritik: Fatih Akin bezeichnet seine Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“ als eine Art Ausbildung. Je mehr er sich diesem Dreierlei zuwende, je weniger habe er das Gefühl, mehr darüber zu wissen. Dies spiegelt sich im Film über die meiste Zeit augenscheinlich. Es fällt schwer, sich zu orientieren bzw. zu spüren, wohin die Akin’sche Reise wohl geht. Ausserdem werden einzelne Sequenzen enorm in die Länge gezogen und nerven zuweilen fast schon. Dafür aber ist das deutsch-türkische Wechselspiel (verkörpert von Hanna Schygulla, Patrycia Ziolkowska, Nursel Köse, Nurgül Yesilçay) hervorragend inszeniert und gibt interessante Eindrücke in beide Welten. Dass sich die Beteiligten schlussendlich von den eigenen Denkfesseln befreien und dadurch zueinander finden, birgt viel Wärme in sich. Schön!
Cyril Schicker