FIFF 2018 | Mutige Lebenswege, unerschrockene Persönlichkeiten
Welche Biographien verdienen es, auf der Leinwand verewigt zu werden?
«Barbara», «Dalida», «Van Gogh» oder «Churchill»: Biopics gehören beim breiten Publikum zu den beliebtesten Filmgenres. Das diesjährige FIFF nimmt das Genre unter die Lupe: Wie beliebt sind filmische Biographien, wenn sie nicht aus dem westlichen Lebensraum stammen? Und warum sind es immer noch so viel mehr männliche als weibliche Lebensbeschriebe, die es auf die grosse Leinwand schaffen?
Mehr Heldinnen auf die Leinwand!
Biopics überfluten die Kinosäle das ganze Jahr über. Die Sektion «Genrekino» des diesjährigen FIFF erkundet das angesagte Filmgenre anhand von 15 Filmen, darunter «Queen Christina» von Rouben Mamoulian mit Greta Garbo, welcher 1933 in Hollywood produziert und aufgrund seiner tabulosen Umsetzung für grosses Aufsehen sorgte. Raphaëlle Moine, Professorin an der Sorbonne, hält diesen Film als idealtypisch für das Genre. Moine untersucht, wie Biopic hier und wie sie ausserhalb der westlichen Welt gestaltet werden – und ob sie gleichermassen beliebt sind beim westlichen Publikum. Auch wird sie im Rahmen einer Weiterbildung für Lehrpersonen eine Analyse aus Sicht der Geschlechterforschung präsentieren. Noch heute sind nämlich nur gerade ein Drittel der weltweit produzierten Filmbiographien weiblichen Protagonistinnen gewidmet.
Queen Christina
Greta Garbo brillierte in der Hauptrolle der fiktionalen Biografie um Queen Christina. Die Rolle der bisexuell veranlagten, unerschrockenen Königin schien ihr auf den Leib geschrieben: Garbo hatte vor dem Film eine Affäre mit der Drehbuchautorin Mercedes de Acosta – die ihrerseits mit Marlene Dietrich liiert war und eng mit Produzent Thalberg zusammenarbeitete – während der Dreharbeiten wiederum verliebte sie sich in den Regisseur Rouben Mamoulian. Dieser liess die «Göttliche» als eher burschikose Königin auftreten, die ihr Leben selbstbestimmt in Männerkleidung lebt und eine schwärmerische Zuneigung zu ihrer Hofdame Ebba pflegt. Eines Tages trifft die Königin, verkleidet als Page, den neuen Botschafter von Spanien, der zum attraktiven jungen «Mann» eine sofortige Zuneigung empfindet. Nach einer gemeinsam verbrachten Nacht ist die Königin bereit, für ihre grosse Liebe alles aufzugeben…