Wer weiss schon, was im Vatikan hinter verschlossenen Türen geschieht? Regisseur Edward Berger nimmt sich in seinem neuen Spielfilm CONCLAVE dieses Mysteriums an, taucht ein in eine verschwiegene, von Machtkämpfen und Intrigen gezeichnete Gemeinschaft. Der politische Thriller basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Autors Robert Harris und folgt auf Bergers Oscar-Erfolg IM WESTEN NICHTS NEUES von 2022.
CONCLAVE
CONCLAVE | SYNOPSIS
Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl seines Nachfolgers zu leiten. Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schliessen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich wieder im Zentrum von Intrigen und Verschwörungen und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weisser Rauch aus dem Schornstein der Kapelle steigt …
CONCLAVE | WEITERE STIMMEN
«[Ein] sündhaft unterhaltsamer Film […].» – The Vulture | «CONCLAVE ist am wirkungsvollsten, wenn er so schamlos unterhaltsam ist wie seine ehrgeizigen Figuren.» – Screen Daily | «Der Film überzeugt auf allen Ebenen.» – Hollywood Reporter | «Ein fulminanter und oscarverdächtiger Thriller [der uns] einen profanen Arbeits-Vatikan jenseits des Glamours [zeigt].» – ZFF
Rezension
Von Geri Krebs
Über ein Jahrzehnt ist vergangen, seit wir medial letztmals etwas von dem seltsamen Ritual mitverfolgen konnten, das hinter verschlossenen Türen – und in seit Jahrhunderten unverändertem Ritual – stattfindet und bei dem weisser und schwarzer Rauch mitspielt: die Papstwahl. Angesichts fortgeschrittenen Alters des aktuellen Pontifex Maximus könnte sich möglicherweise schon in absehbarer Zeit das ereignen, was in CONCLAVE am Anfang steht: Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist soeben verstorben, seine engsten Mitarbeiter stehen betend und beratend in seinem vatikanischen Schlafgemach. Bald trifft Kardinal Lawrence (stark: Ralph Fiennes) ein, der Dekan. Er ist ein enger Vertrauter des Verstorbenen und wie dieser gilt er als Reformer. An ihm liegt es nun, die Wahl eines neuen Papstes – die Conclave – zu organisieren. Lawrence hofft, der Zukünftige möge dereinst die Politik seines Vorgängers fortführen.
Haifischbecken namens Vatikan
Rasch wird klar, dass es der Dekan schwer haben wird. Da ist etwa der italienische Kardinal Tedesco (Sergio Castellito), ein energischer Mann mit Brille. Diese ist so markant wie die von ihm lauthals verkündete Doktrin, der katholischen Kirche würden die Gläubigen nur deshalb davonlaufen, weil sie sich zu weit von ihren ehrwürdigen Dogmen und Traditionen entfernt habe. Man müsse daher die Messe ausschliesslich auf Lateinisch lesen und das vertreten, was während vieler Jahrhunderte unhinterfragt funktioniert habe. Ähnlich denkt auch der kanadische Kardinal Trembley (John Lithgow), ein Mann, dessen Machthunger mit Händen greifbar scheint. Oder dann gibt es den intriganten nigerianischen Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati). Dieser fromme Kirchenmann weist bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass die Zeit nun endlich reif sei für einen afrikanischen Papst. Mit seinem offen zur Schau gestellten Machtanspruch bezichtigt er Konkurrenten und Kritiker seiner erzreaktionären Ansichten (etwa zu Abtreibung und Homosexualität) als von rassistischen Vorurteilen geleitet und versteht es so meisterhaft, sich als Opfer zu inszenieren.
Zwei Schlüsselfiguren
Als wichtigster Gegenspieler dieser Traditionalisten fungiert der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci), wie Lawrence ein Vertrauter des verstorbenen Papstes und von diesem bereits als möglicher Nachfolger gefördert. Mit der formalen Strenge eines Gerichtsdramas inszeniert Edward Berger in seinem starbesetzten Ensemblefilm die nun folgenden Wahlgänge als Machtkämpfe, die mit jeder neuen Wahlrunde heftiger werden. Scheint anfänglich alles noch unter der Oberfläche zu schlummern, bricht es schliesslich nach neunzig Filmminuten mit grösster Vehemenz hervor. Die Ereignisse überstürzen sich und hier sei nur so wenig verraten: Die einzige weibliche Hauptfigur, eine Nonne, die von Isabella Rosselini so wortkarg wie grossartig verkörpert wird, und ein geheimnisvoller Kardinal aus Kabul, spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Fazit: CONCLAVE hält eine erstarrte Männergesellschaft in Bildern fest, die faszinierende Anklänge an einen Architekturfilm haben. Dabei wirkt die – in Cinecittà nachgebaute – Sixtinische Kapelle als zentraler Ort des Geschehens erstaunlich echt und wird von Kameramann Stéphane Fontaine mit langen Einstellungen voll ausgekostet. Als reizvoller Kontrast dazu entwickelt der Film in seinem letzten Drittel die Qualitäten eines Thrillers, der es in sich hat.