Turo Pedretti setzte sich in seinen Gemälden gerne mit seiner engsten Umgebung und dem alltäglichen Leben auseinander. Nie aber driftete er dabei in vordergründige Heimatmalerei ab. Ein neues Buch zollt dem grossen Engadiner Künstler Ehre.
Monografie über Turo Pedretti | Grosser Maler des Engadins
Umgeben von anderen grossen Künstlern
Im Juli 2014 jährte sich der 50. Todestag von Turo Pedretti (1896–1964), dem Vater der beiden Künstler Giuliano und Gian Pedretti. Turo (Arturo) Pedretti gehört zu den bedeutenden Malern der Schweiz. In seinem vielfältigen Werk ist seine Beziehung zum Schaffen von Giovanni Segantini, Giovanni Giacometti, Alfred Heinrich Pellegrini, Ernst und Max Gubler, aber auch von Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner spürbar. Pedretti, ein begabter Maler und Porträtist, setzt die Farbe im fauvistischen und expressionistischen Sinne ein. Er schöpft seine malerischen Motive aus dem täglichen Erleben, der Landschaft, seiner Leidenschaft für die Hochjagd, seinen zahlreichen Begegnungen mit Menschen. Der Künstler hält sich in Paris, London und Italien auf, bevor er sich 1923 im Engadin niederlässt, das er, abgesehen von verschiedenen Reisen sowie einigen Aufenthalten in Basel, nicht mehr verlässt. Giovanni und Alberto Giacometti sind enge Freunde Turo Pedrettis, was sich auch im Schaffen der drei Künstler ausdrückt. 1951 zerstört ein gewaltiger Lawinenniedergang in Samedan Wohnhaus, Atelier und zahlreiche Bilder Pedrettis, das Ereignis bedeutet eine Zäsur in seinem Leben. 1952 folgt ein Neubeginn in Celerina, die Jahre bis zu seinem Tod sind von intensiver Tätigkeit geprägt.
Neuentflammtes Interesse am Expressionismus
Grössere Retrospektiven Turo Pedrettis finden 1965 und 1984 im Bündner Kunstmuseum in Chur sowie 1974 in St. Moritz statt. Seine Bilder befinden sich in wichtigen Privatsammlungen und Museen. Seit einem halben Jahrhundert ist keine grössere Publikation mehr über Turo Pedretti erschienen. Da kommt die neue Monografie über diesen ausserordentlichen Engadiner Künstler gerade zur rechten Zeit. Umso mehr als sich inzwischen nicht nur die Sichtweise gewandelt hat, sondern auch der Expressionismus, zu dem das Werk Turo Pedrettis zu zählen ist, im In- und Ausland eine Renaissance feiert. Bedeutende Werke Pedrettis werden in diesem Buch erstmals publiziert und kommentiert und dürften für viele Kunstfreunde eine Überraschung darstellen. Ergänzt wird der Band von einer DVD mit einem neuen Film über Leben und Werk des Künstlers. Das Buch enthält Texte von Dora Lardelli, Kunsthistorikerin; Stephan Kunz, Direktor Bündner Kunstmuseum Chur; Roy Oppenheim, Kunsthistoriker und Herausgeber des Buches.