Der Lausanner Künstler Guillaume Pilet hat eine Sammlung rund ums Thema Primatenforschung angelegt. Daraus zeigt der Amateur-Wissenschaftler Fotografien, Skulpturen und Gemälde.
Kunsthaus Glarus | Guillaume Pilet – Learning to Love
Interessierter Amateur
Guillaume Pilet (*1984 in Payerne, lebt und arbeitet in Lausanne) bezeichnet sich, obwohl er heute bereits zu den etablierten jungen Schweizer Künstlern zählt, gerne als interessierten Amateur in der Welt der Kunst. In seinen Werken jongliert er gekonnt zwischen High und Low, Kunst und Do-It-Yourself und verwischt dabei immerzu die Grenzen der Genres. Naive Formen und Motive, einfaches Material wie Holz, Keramik, Batik oder Schwamm-Malerei sowie Alltagsobjekte vermischen sich mit Referenzen und Figuren aus Kunstgeschichte und Wissenschaft. Munter mischt er Intuition und sorgfältige Analyse, die Ästhetik des schlechten Geschmacks und des distinguierten Chics. Diese Elemente verschmilzt er in Malerei, Fotografie, Video, Skulpturen und Installationen zu einer Art Gesamtkunstwerk. Mit diesem Nebeneinander verhandelt er auch die Hierarchien kultureller Produktion und ihre Repräsentations-Mechanismen. Ganz beiläufig und immer mit einem Augenzwinkern lotet er damit auch die Mechanismen der Kunst und seine eigene Arbeit als Künstler aus.
Beziehung zwischen Mensch und Tier
Seit 2011 verfolgt er eine umfangreiche Studie mit dem Titel «Learning from Aping» zu diversen Aspekten der Primatenforschung. In der Manier eines Amateur-Wissenschaftlers hat er inzwischen ein grosses Archiv an Literatur und Alltagsobjekten über Primaten sowie Verhaltensforschung, Anthropologie und die Präsenz des Affen in der Populärkultur angelegt. Er sammelt diese Materialien und verarbeitet sie anschliessend zu Werken, in denen er die Beziehung zwischen Mensch und Tier als Allegorie des menschlichen Verhaltens versteht. «Learning to Love», der Titel der Ausstellung, bezieht sich auf einen Buchtitel von Harry Harlow, einem amerikanischen Psychologen und Verhaltensforscher, der in den 1950er und 60er Jahren mit seinen «Surrogate Mothers» etwa die Mutter-Kind-Bindung bei Affen untersuchte. Diese Experimente bilden den Ausgangspunkt für eine freie Assoziation Pilets zu den Mechanismen von Liebe und Zuneigung, Freundschaft und Dominanz, kultureller Lern- und Assimilationsprozesse. Guillaume Pilet sagt über seine Arbeit: «I ape art» (Ich ahme Kunst nach) und verweist damit gleichzeitig auch auf die Mimesis, das Unvermögen der Nachahmung der Natur durch die Kunst. Mit solch leichtfüssigen Gesten und Metaphern kommentiert er immer wieder nonchalant die grossen Themen des Lebens und der Kunst. Für seine erste institutionelle Einzelausstellung bringt Guillaume Pilet im Kunsthaus Glarus neue Arbeiten in ein ortsspezifisches Setting und befragt damit auch die Institution und ihre Ausstellungsräume.