Highlights der 25. Ausgabe sind die Filme der renommierten brasilianischen Künstlerin Ana Vaz, die mit komplexen Schichtungen aus Found Footage und eigenem Material die Wechselwirkungen zwischen Kolonialismus, Moderne und Anthropozän erforscht, die Weltpremiere des neuen Filmes des taiwanesischen Künstlers Chen Chieh-Jen und die filmischen Arbeiten von Ellen Pau (Hong Kong) und Ho Tzu Nyen (Singapur).
Vorfreude auf die 25. Ausgabe von Videoex im Kunstraum Walcheturm
- Publiziert am 15. Mai 2023
Weitere Programmschwerpunkte
Unter den Schweizer Highlights liegt der Fokus auf den computergenerierten Animationen des Medienkünstlers Yves Netzhammer und einem Special zu den poetischen audiovisuellen Kompositionen der Künstlerin Doris Schmid. Das Gastprogramm zu Hong Kong, Taiwan und Singapur widmet sich den vielfältigen Strömungen der zeitgenössischen Videokunst aus den drei Inselstaaten. Während der Schweizer und der Internationale Wettbewerb eine repräsentative Momentaufnahme des experimentellen Filmschaffens darstellen, laden die Vertonung von Teinosuke Kinugasas Avantgarde-Klassiker Page of Madness (1926) durch den Komponisten und Multiinstrumentalisten Otomo Yoshihide (Japan) und die beiden Live-Acts mit Mark Chua, Lam Li Shuen, Aqilah Misuary und Vivian Wang (Singapur) zur immersiven Kinoerfahrung ein.
Kolonialismus, Moderne und Anthropozän
Ana Vaz erforscht die Wechselwirkungen zwischen Kolonialismus, Moderne und Anthropozän mit komplexen Schichtungen aus Found Footage und eigenem Filmmaterial. Dabei beleuchtet die Gewinnerin des Kazuko Trust Awards 2015 kritisch den menschlichen Konsum und die Zerstörung
natürlicher Umgebungen und indigener Gemeinschaften sowie historische, geografische und politische Verstrickungen in ihrer Heimat Brasilien und darüber hinaus. In der Auseinandersetzung mit kolonialen Nachwirkungen auf das Land, Menschen und nicht menschliche Lebensformen stellt sie zugleich den hierarchischen Blick des ethnografischen Filmens infrage und rückt Narrative in den Blick, die in der Geschichtsschreibung abwesend sind oder bewusst ausgelöscht wurden. Entlang von Fiktionen und Friktionen zeigen Vaz’ Filme die Dynamik von Erinnerung und legen nahe, dass ohne Aufarbeitung keine nachhaltige, gemeinsame Zukunft möglich ist.
Fokus Schweiz
Im Zentrum der Arbeiten von Yves Netzhammer, der 2007 die Schweiz an der Biennale in Venedig vertreten hat, stehen computergenerierte Animationen. Mit seinen minimalistischen, geschlechtslosen Figuren, glänzenden Oberflächen, Räumen in kühlen Farben und fast steril wirkenden Szenerien hat der Medien- und Installationskünstler eine unverkennbare Formsprache geschaffen. Bevölkert werden seine Videos neben den marionettenhaften menschlichen Figuren von Tieren, vieldeutigen Kreaturen und reduzierten Elementen, mit denen er surreale Sequenzen kreiert. Individuum und Umwelt, Innen- und Aussenwelt, Totes und Lebendiges, Tierisches und Menschliches treffen aufeinander und werden ineinander verwoben, um die Grenzen, Berührungspunkte und Übergänge zwischen Subjekt und Welt zu erkunden. Mit ihrer Abstraktion dienen die Figuren als ideale Projektionsfläche, um Fragen von Identität, Identifikation, Seinszuständen, Denkweisen und Beziehungen zu erforschen.
(Text: Videoex)