Mit ihrer Mutter Lucía sind Max und Leo gerade von Mexiko in die USA gekommen. Doch in der neuen Heimat Fuss zu fassen, ist schwer. Während sie darauf warten, dass Lucía von der Arbeit zurückkommt, bauen die Brüder mit ihrer Fantasie und Zeichnungen ein imaginäres Universum auf und denken an Mamas Versprechen, nach Disneyland zu fahren – ihr Land der Träume. Ein Film über Übergänge in eine fremde Nation, Sprache und Lebensphase.
Los lobos
Die Brüder Max und Leo müssten eigentlich in ihrer Wohnung bleiben, doch dank ihrer Fantasie nehmen sie Reissaus…
Geboren 1984 in Mexiko, studierte Samuel Kishi Leopo audiovisuelle Kunst an der Universität von Guadalajara. Seine Arbeiten wurden weltweit auf über 100 Festivals gezeigt, darunter das Clermont-Ferrand International Short Film Festival und die Berlinale, an der er 2014 mit seinem Spielfilmdebüt Somos Mari Pepa in der Sektion Generation Kplus teilnahm. Zu seinen Auszeichnungen zählen das Silberne Auge des Internationalen Filmfestivals von Morelia, der Beste Kurzfilm der Mexikanischen Akademie für Filmkunst und -wissenschaften für Mari Pepa sowie drei Ariel-Nominierungen für Somos Mari Pepa. Für seinen jüngsten Spielfilm «Los lobos» gewann Samuel Kishi Leopo erneut zahlreiche Preise, etwa den Grand Prix du Jury International in der Generation Kplus für den Besten Film und den Friedensfilmpreis an der Berlinale 2020.
Zum Film
«We want to go Disney, one ticket please!»: Sobald sie diesen Satz auswendig könnten, so verspricht es Lucía ihren Buben, werden sie einen Ausflug nach Disneyland machen. Davon träumen Max und Leo (auch im echten Leben Brüder) schon lange. Doch erst einmal beschränkt sich ihr «Land» auf ein heruntergekommenes Appartement in Albuquerque. Mit ihren Söhnen und allem, was in einen Koffer passt, neu von Mexiko in die USA emigriert, nimmt Lucía jede Arbeit an, die sie kriegen kann und muss Max und Leo tagsüber zurücklassen. «Ihr seid beide starke Wölfe», macht sie ihnen Mut und spricht ihnen neben ein paar Brocken Englisch sieben Regeln auf Tonband, an die sich die Brüder eisern zu halten haben. Regel Nummer 1: Nie die Wohnung verlassen. Gegen die Langeweile lernen die beiden eifrig die fremden Worte und erschaffen sich eine Fantasiewelt mit eigenen Superhelden: fliegenden Ninja-Wölfen, die bald die Wände zieren. Scheu wie Welpen wagen sich Max und Leo anfangs kaum aus ihrem Bau, dann packt die «Wölfe» jedoch eine immer grösser werdende Neugier. Die tut gut – im freundlichen Wohnzimmer der Vermieterin und ihrem Mann, die in überschwänglichem Chinesisch mit den Buben plaudern – und macht Bauchweh, wenn man entgegen aller Regeln andere «Wölfe» ins Haus lässt und eine erschöpfte Lucía spätabends das hart ersparte Geldbündel nicht mehr in seinem Versteck vorfindet. Der Traum vom berühmten Freizeitpark scheint in immer weitere Ferne zu rücken, dafür wird die eigene Welt immer bunter. Nicht Disneyland-bunt, aber doch: bunt.
Textgrundlage: Trigon
Stimmen
«Ein ohnehin schon bewegender Film erhält eine ungeahnte Aktualität in diesen schwierigen Zeiten, indem er eine Einwanderungsgeschichte durch das Prisma einer Kindheitserfahrung von erzwungener Isolation bricht. […] ‹Los Lobos› fühlt sich nicht nur wie ein Akt der Erinnerung an, sondern wie ein Akt der unerschütterlichen Liebe und Dankbarkeit.» – Jessica Kiang, Variety | «Basierend auf persönlichen Erfahrungen erzählt Samuel Kishi Leopo eine Geschichte der Übergänge in eine fremde Nation, Sprache und Lebensphase. Übernimmt die betuliche Inszenierung sich der naiven Kindersicht, die in eine unvertraute Umgebung bestärkende Phantasiegestalten projiziert, gelingen anrührende Momente. Doch die interessante Studie spielerischer Kompensation kindheitstypischer Ängste verdrängt ein aufdringliches Werben um Mitgefühl.» – Lida Bach, moviebreak.de