Kino Xenix Zürich | Filmreihe Marion Cotillard
Marion Cotillard weiss, wie einzigartig eng der Pakt ist, den das Publikum mit seinen Leinwandlieblingen schliesst. Mit «La vie en rose (La Môme)» besiegelte sie diesen Pakt endgültig. Dieser herausragenden Schauspielerin widmet das Kino Xenix eine Filmreihe.
La vie en rose
Der Film beginnt mit Édith Piafs Zusammenbruch am 16. Februar 1959 auf einer Bühne in New York. Dann blendet er um dreissig Jahre zurück in die von Armut, Vernachlässigung und Ausbeutung geprägte Kindheit der Édith Giovanna Gassion – eine entbehrungsreiche Zeit, die das Mädchen im grossmütterlichen Bordell und fahrend, mit ihrem alkoholkranken Artisten-Vater verbringt. Als zerlumpte Zwanzigjährige singt sie in den Strassen von Paris, wo sie von dem Cabaret-Direktor Louis Leplée (Gérard Depardieu) entdeckt und unter dem Künstlernamen «La Môme» gefördert wird. Doch erst der Komponist Raymond Asso erkennt ihr gewaltiges Potenzial und macht sie zur erfolgreichen Chansonnière, die schliesslich mit ihrer unverwechselbaren Stimme als Weltstar in die Geschichte eingehen sollte. In ihrer totalen Verausgabung war die Piaf unschlagbar. Das galt für ihre Interpretationen ebenso wie für ihre Beziehungen und ihren fatalen Hang zum Feiern, Bechern und Abstürzen. So war ihr Leben geprägt von exzessiver Leidenschaft und Ruhm, von Rückschlägen und Neuanfängen, von Drogensucht und Krankheit. Olivier Dahan liefert mit seinem berührenden und stilsicher inszenierten Biopic ein Fresko dieses wechselhaften Lebens, wobei er auf jegliche Chronologie verzichtet und unvermittelt zwischen den Zeitebenen hin und her springt. Ein Ereignis ist Marion Cotillard, die die legendäre Sängerin zwischen ihrem 18. und 47. Lebensjahr absolut grandios verkörpert und dafür sowohl mit einem «César» als auch mit einem «Oscar» als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.
Sinn fürs Timing
Im Verlauf des letzten Jahrzehnts hat sie etwas geschafft, was den Adjanis, Deneuves und Hupperts zuvor nicht gelungen ist. Man muss schon einige Jahrzehnte zurückblenden, zu Leslie Caron, um eine Französin zu finden, die eine solche Strahlkraft besitzt und sich einen solch nachhaltig festen Platz in den Herzen amerikanischer Zuschauerinnen, Regisseure und Produzenten eroberte. Sie besitzt etwas, das einer Schauspielerin in keinem Fall schaden kann: ein Gefühl fürs Timing. Das gilt nicht nur für ihr Spiel und ihre Figuren, sondern auch für ihre Karriereplanung, die sie mit Ehrgeiz und Besonnenheit betrieben hat. Ihr Durchbruch vollzog sich nicht in atemlosem Tempo, sondern in klug bewältigten Etappen. Mit siebzehn drehte sie ihren ersten Film, mittlerweile sind es über fünfzig. Sie liess sich Zeit herauszufinden, welche Stellung sie im französischen – und bald auch internationalen – Kino einnehmen möchte und kann. Dabei ist Marion Cotillard noch sehr jung: Sie wurde 1975 als Kind einer Schauspielerfamilie in Paris geboren.