Kino | The Boat that Rocked
Der legendäre britische Drehbuchautor Richard Curtis heisst die Kinozuschauer an Board von „The Boat That Rocked“ willkommen.
Synopsis: Die wilden Sechziger – die grosse Ära der britischen Popmusik. 1966 kommt zwar der weltberühmte Rock aus England, aber die BBC spielt gerade mal zwei Stunden Popmusik über das öffentlich-rechtliche Radio pro Woche. Eine Handvoll Musikfans und Radiorebellen wollen mehr: illegal legen die DJs des Piratensenders ‘Radio Rock’ mitten in der Nordsee für eine gigantische Fangemeinde ihre Platten auf. Doch die Regierung versucht dem ‘kulturlosen’ Treiben ein Ende zu bereiten. Stars: Mit an Bord von «The Boat that Rocked» sind Oscar-Gewinner Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy, Rhys Ifans und Nick Frost als Radiohelden, die gegen Kenneth Branagh als Staatsvertreter unermüdlich kämpfen. Regie & Crew: Richard Curtis’ Drehbücher haben die erfolgreichsten Filme der Britischen Komödie hervorgebracht: «Four Weddings and a Funeral» (mit dem der Drehbuchautor den Oscar gewann), «Notting Hill», «Love Actually» und viele andere. Für «The Boat that Rocked» hat Curtis wieder das Drehbuch geschrieben und nach «Love Actually» nun auch zum zweiten Mal Regie geführt. Mit ‘music supervisor’ Nick Angel arbeitete er bereits schon für «Notting Hill» und «Love Actually» zusammen.
art-tv-wertung: Wie schon in „Love Actually“ kombiniert Curtis auch auf dem Radio-Piratenschiff seine Leidenschaft für Musik mit Comedy und Romanze – oder hat es zumindest versucht. Denn ein weiteres Meisterwerk ist dieser Film nicht. Vielmehr bricht der britische Star hier mit seiner Tradition eines ‘comic relief’. Erleichtert ist man eher, wenn der Ganze Teenieklamauk irgendwann ein Ende findet. Denn neben dem Kampf für Sendefreiheit geht es hauptsächlich und immer wieder darum, wer auf dem Boot denn nun mit wem schläft. Dies wird oft lustig diskutiert, ist genauso oft aber auch mit platter Situationskomik verbunden. Hinter der eher losen Struktur der Dialoge, zum Beispiel beim Piratenstammtisch, scheint wohl die Idee gesteckt zu haben, das ‘Treiben’ auf dem Boot – zugunsten eines authentischen Gemeinschaftssinnes – einfach mal ‘laufen’ zu lassen. Ergebnis ist leider ein mässig komisches Durcheinander. Natürlich gibt es immer wieder viel zu Lachen, aber es ist doch schon sehr oberflächlich und eigentlich immer das Gleiche – wofür 129 Minuten dann sicher zu lang sind. Und auch die kleinen Nebenplots scheinen nicht wirklich durchdacht und eher beliebig. Curtis wollte eine Zeit lebendig werden lassen, in der der Rock ’n’ Roll mit den Beatles, Rolling Stones und Kinks regierte. Doch das Ganze wirkt zu aufgesetzt und die verrückten Deejays auf dem Boot übertrieben. Auch die immer zwischen geschnittenen Bilder hüpfender Radiofans Daheim auf dem Festland, erinnern eher an Clips aus der Werbung. Bei einer so riesigen Produktion stellt sich die Frage, ob hier das kostspielige Unterfangen nicht eher dazu geführt hat, Curtis von seiner sonst so brillianten Comedy abzulenken. Fazit: Für Teenies mit Durchhaltevermögen und eingefleischte Rock-Fans dürfte der Film allerdings sehenswert sein.
Isabel Bures