Kino | Edge of Darkness
Im soliden Thriller «Edge of Darkness» schwört der verzweifelte Polizist Thomas Craven Rache, nachdem seine Tochter vor seinen Augen umgebracht wurde.
Synopsis: Detective Thomas Craven (Mel Gibson) sieht, wie seine Tochter Emma heimtückisch ermordet wird. Anstatt jedoch in Trauer zu resignieren, begibt sich der erfahrene Ermittler auf die lebensgefährliche Suche nach den Mördern. Bei Nachforschungen über Emmas Tod findet er schon bald Hinweise darauf, dass sie als Umweltaktivistin kurz davor war, einen Umweltskandal von enormer Tragweite aufzudecken. Die Recherchen führen Thomas immer tiefer hinein in ein bedrohliches Netz aus Korruption, Erpressung und Gewalt. Nun ist es an ihm, den Skandal öffentlich zu machen – und sich damit einer großen Gefahr auszusetzen. Denn es scheint, als wollten hohe Regierungskreise eine Aufdeckung der Sache mit allen Mitteln verhindern. Stars: Entgegen aller Erwartungen spielt Mel Gibson diesmal nicht nur den vaterlandstreuen, christlich-fundamentalistischen Actionhelden. Die Rolle des Thomas passt zwar auf Gibson wie seine Faust auf die Augen der Gegner, hat aber auch eine zurückhaltende, introvertierte Dimension, die dem «Braveheart»-Helden ebenfalls liegt. Regie & Crew: Martin Campbell ist vor allem für zwei Filmreihen bekannt: «James Bond» und «Zorro». Nachdem er 1995 Pierce Brosnan in «Golden Eye» ein solides Bond-Debut verschaffte, zehn Jahre später in «Casino Royale» Autos durch die Luft fliegen ließ und zwischendrin Antonio Banderas als Zorro engagierte, drehte er mit «Auftrag Rache» nun einen unaufgeregten Thriller, der erfreulicherweise nicht nur durch Bombast-Explosionen und Millisekunden-Schnitte besticht.
art-tv-Wertung: Thomas Craven ist keine stereotype Actionfigur. Er ist nachdenklich, ja fast depressiv – angesichts des Todes seiner Tochter natürlich kaum verwunderlich. Nicht das typische Rache-Geballer ist sein primäres Ziel, sondern vielmehr das bewusste Abschreiten des Leidenswegs und der schmerzhaften Trauerarbeit. Würde es aber trotz alledem nicht auch ordentlich krachen, dann wäre es kein glaubhafter Film mit Mel Gibson. Die kurzen, überraschenden Gewaltausbrüche sind Teil eines tatsächlich ganz gut funktionierenden Konzepts: Trauer plus «nothing to lose» plus Vergeltungslust plus rabiater Wille zum Zuschlagen. Richtig zur Geltung kommt das Ganze aber nur in Kontrast zu den ruhigen Aufarbeitungs-Momenten des Films, bei denen unerwartet sogar zwei, drei gute Dialoge herauskommen. Es gibt im Grunde nichts zu meckern, solange man keinen künstlerisch wertvollen Autoren-Krimi erwartet. Das Drehbuch ist konsequent und logisch, der Spannungsbogen genau richtig und keine fieberhaft-nervöse Aneinanderreihung sinnfreier Actionsequenzen ruiniert den Plot. Am Ende bleibt Mel Gibson aber natürlich immer Mel Gibson. Fazit: Wenn man von einem Thriller dieser Liga nicht zu viel erwartet, ist «Edge of Darkness – Auftrag Rache» in der Tat ein unterhaltsamer Film inklusive Comeback eines diesmal (wirklich nur) etwas anderen Mel Gibson.
Maximilian Haase