Kino | Die Friseuse
Das Leben von Kathi ist nicht einfach und dennoch hält sie den Kopf hoch und schenkt der Welt ein Lächeln: die Friseuse mit farbenfrohen Ideen.
Synopsis: Kathi (Gabriela Maria Schmeide) ist mit ihrer Tochter Julia (Natascha Lawiskus) nach der Trennung nach Berlin Marzahn gezogen. Sie sucht dort einen Job und wird im ersten Friseursalon im Eastgate sogleich wegen ihrer «unästhetischen» Figur – Kathi hat einige Pfunde zuviel – abgewiesen. Kurz entschlossen macht sie sich daran, im eben frei gewordenen Asia-Takeaway gegenüber einen eigenen Salon zu eröffnen. Dabei werden ihr von Gesundheitsbehörde, Kreditgebern und der eifersüchtigen Konkurrenz einige Hindernisse in den Weg gestellt. Stars: Die ausgebildete Theaterschauspielerin Gabriela Maria Schmeide ist seit der Jahrtausendwende in Kino und Film zu sehen («Das Weisse Band» 2008) und verleiht diesem Soziodrama den einzigartigen Touch. Regie & Crew: Die Erfolgsregisseurin und Buchautorin Doris Dörrie («Kirschblüten–Hanami» 2008) zeigt hier ein humorvolles Drama in Berlin Marzahn, dem bis anhin selten gefilmten Berliner Stadtteil.
art-tv-Wertung: «Ich hoffe, Sie fühlen sich nicht diskriminiert», meint der Arzt, als er Kathi zur Tomografie zu den Pferden schickt. «Diskriminierung ist mein zweiter Vorname», so Kathi resolut und lacht. Mit viel Witz und gepfefferten Sprüchen erzählt dieser Film die Geschichte der übergewichtigen Friseuse, die sich nicht so schnell geschlagen gibt. Trotz der versteckten, aber offensichtlichen Tragik ihrer Geschichte tut es gut, dem Schicksal mit Hilfe Kathis Unverfrorenheit ins Gesicht zu grinsen. Ihre Selbstironie und selbst geschneiderte Lebensphilosophie sind erfrischend. Kathi hat Witz und Tragik zugleich. Die Einblicke in das Quartier Marzahn in Berlin sind neuartig und erinnern doch an so viele Vorstädte im heutigen Europa. Dass sich die verschiedenen Diskriminierten verbünden – wie hier die Vietnamesen der Übergewichtigen gern einen Job geben – ist bekannt und gibt dem Film die Möglichkeit der exotischen Alternative, ohne welche Kathis Leben wirklich trostlos wäre. Fazit: «Die Friseuse» ist ein witziges Soziodrama in Berlin Marzahn, das zeigt, dass sich das Kämpfen im Leben lohnt, ja unerlässlich ist.
Isabel Rohr