Anaïs Emery leitet das Geneva International Film Festival (GIFF) seit fünf Jahren. Ihre Mission für die 31. Ausgabe: Die Zukunft von Bildern und Erzählungen zu hinterfragen. Emery verteidigt dabei eine anspruchsvolle, aber offene Vision, getreu ihrem Motto: «Einen Traum aufrechterhalten.» 85 Werke aus Kino, Serien und immersiven Medien stehen dieses Jahr auf dem Programm.
Interview: Anaïs Emery, Direktorin des Geneva International Film Festival
- Publiziert am 30. Oktober 2025
Mit Anaïs Emery sprach Ondine Perier
Wie fühlen Sie sich kurz vor der Eröffnung?
Ich bin sehr enthusiastisch. Die 31. Ausgabe ist explorativ, befreiend und freudig – sie passt zu uns.
Der Eröffnungsfilm thematisiert künstlerische Freiheit und Macht. Gibt es Parallelen zu Ihrer Arbeit?
Absolut. Es ist nie einfach, einen Traum und die Richtung des Festivals in einem manchmal schwierigen Umfeld beizubehalten. Das Thema berührt mich sehr.
Ist es schwierig, Stars wie Stephen Frears zu gewinnen?
Klar, es ist eine Herausforderung. Alle Festivals fragen dieselben Leute an. Aber das ist wichtig und essenziell: Das Publikum will wissen, wie Kunst entsteht. Diesen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen, ist Teil unserer DNA.
Was ist das Besondere am immersiven Programm dieses Jahr?
Wir zeigen weniger Werke (rund zwanzig), die aber alle sehr stark sind. Es geht um multisensorische Erlebnisse, die das Publikum auf eine intellektuelle Reise durch neue audiovisuelle Formen mitnehmen.
Wie gehen Sie mit künstlicher Intelligenz (KI) um?
KI ist da, wir müssen lernen, damit umzugehen. Im immersiven Bereich ist sie transparent (z. B. für Interaktionen). Im Film- und Serienbereich fehlt diese Transparenz oft, was problematisch ist. Wir müssen wissen, wann und warum KI genutzt wird.
Der Kultursektor steht unter Druck. Wie stemmt das GIFF die Budgets?
Die Kosten steigen, das Budget bleibt gleich – das bedeutet real eine Kürzung. Wir kämpfen um Finanzierung und stossen bei wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen an Grenzen.
Welche drei wesentlichen Eigenschaften braucht es, um ein Festival wie das GIFF zu leiten?
Leidenschaft für Inhalte und den Ort
Die Fähigkeit, sich neu zu erfinden und wieder aufzustehen
Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen
Film oder Serie?
Film im Sommer, Serie im Winter!
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die gemeinsamen Momente mit dem Team nach einer Vorstellung, wenn wir die Arbeit zusammen feiern.
Und wovor fürchten Sie sich am meisten?
Die Eröffnung. Der erste grosse, emotionale Moment, der unser Festival einläutet.