Die 60. Solothurner Filmtage sind zu Ende gegangen und neben zahlreichen Filmentdeckungen stehen vor allem die Gewinner im Mittelpunkt: Maja Tschumi erhält den «Prix de Soleure», das Publikum zeichnet Nicola Bellucci für seinen Film «Quir» mit dem «PRIX DU PUBLIC» aus und bereits am Samstag gewann «Bilder im Kopf» von Eleonora Camizzi den Nachwuchsfilmpreis «Visioni».
Das sind die Gewinnerfilme der Solothurner Filmtage 2025
- Publiziert am 29. Januar 2025
«Prix de Soleure» für «Immortals»
Maja Tschumi gewinnt den höchstdotierten Filmpreis der Schweiz. Im Mittelpunkt des Films steht Khalili, ein junger, ehrgeiziger Filmemacher, der die Macht seiner Kamera als Waffe im Kampf gegen das Regime entdeckt. Die willensstarke, junge Milo gibt sich als Mann aus, um sich in Bagdad freier bewegen zu können. Der Dokumentarfilm gewährt einen Einblick in die Hoffnungen und zerbrochenen Träume einer Generation von Iraker:innen, die seit der von den USA geführten Besatzung nie echte Freiheit erfahren hat. «Die Nichtlinearität der Erzählung, die Mischung von Bildern aus sehr unterschiedlichen Quellen, der Realismus der Situationen, kombiniert mit fiktiven Szenen, sowie die Arbeit an der immersiven Tonspur tragen zur mutigen künstlerischen Handschrift dieses Films und zur Empathie mit den Figuren bei. Ästhetik und Narration verbinden sich und die Filmemacher lassen uns auf diese Weise teilhaben an der Hoffnung ihrer Protagonisten, lassen uns ahnen von der Hoffnung einer Generation, eines ganzen Volkes», so die Jury. «Immortals» ist der zweite Dokumentarfilm von Maja Tschumi. Der Jurypreis ist mit CHF 60’000 dotiert und wird getragen vom Fonds «Prix de Soleure» sowie dem Kanton und der Stadt Solothurn. In dieser Ausgabe besteht die Jury des «Prix de Soleure» aus dem Regisseur Bruno Deville, der Drehbuchautorin Laila Stieler sowie dem Fotojournalisten Alex Kühni.
«PRIX DU PUBLIC» geht an «QUIR»
In Palermo befindet sich ein ungewöhnlicher Laden mit dem Namen Quir. Ein Ort der Liebe, der sich allen Konventionen widersetzt. Der Film porträtiert die Besitzer Massimo und Gino, das vielleicht langlebigste schwule Paar in Italien. Ihr kleines Lederwarengeschäft ist zu einem wichtigen Treffpunkt der lokalen LGBTQI+-Szene geworden. Hier diskutieren die Menschen über ihre Liebesgeschichten oder suchen Rat – und kämpfen darum, in Sizilien akzeptiert zu werden. «Quir» ist der vierte Film von Nicola Bellucci. Der mit CHF 20’000 dotierte PRIX DU PUBLIC wird von den Solothurner Filmtagen gemeinsam mit der Hauptsponsorin Swiss Life verliehen. Die Abstimmung des Publikums erfolgte online.
Jurypreis «Visioni» für «Bilder im Kopf»
In ihrem Dokumentarfilm begegnet Eleonora Camizzi ihrem an Schizophrenie erkrankten Vater und stellt ihm Fragen, die sie nie zuvor gestellt hat. Was als Befragung über die Vergangenheit beginnt, entwickelt sich zu einem aufrichtigen Dialog im Jetzt. Der Film thematisiert die fliessenden Grenzen zwischen krank und gesund, richtig und falsch, fremd und vertraut. Zudem zeigt er die Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir als Gesellschaft mit psychischen Erkrankungen umgehen. «Was diesen Film so besonders macht, ist seine visuelle Sprache. Trotz der stark formalen, minimalistischen und an eine Theaterbühne erinnernden Ästhetik gelingt es dem Film, eine beeindruckende Nähe zu den Figuren zu schaffen. Die beiden berühren uns tief und ihre Beziehung – voller Konflikte, aber auch voller Zärtlichkeit – wird mit einer Ehrlichkeit und Klarheit erzählt, die unter die Haut geht», so die Jury.
Ausgezeichneter Kurz- und Animationsfilm
Der Preis für den besten Kurzfilm ging an «Exit Through The Cuckoo’s Nest» von Nikola Ilić. Der essayistisch-persönliche Kurzdokumentarfilm erzählt die Geschichte eines Soldaten, der nie einer sein wollte. Seine Entscheidung, nie den Abzug zu betätigen, führte zu Widerstand und schliesslich ins Militärgefängnis. Unter dem Vorwand einer Geisteskrankheit verlässt er die Front und kehrt nach Belgrad zurück – an dem Tag, an dem die NATO mit der Bombardierung des gesamten Landes beginnt. Der Preis ist mit CHF 10’000 dotiert und wird von Suissimage und SSA gestiftet. Der Preis für den besten Animationsfilm wurde an «Storytelling» verliehen. Mit Humor zeigt dieser Film eine Durchquerung der Geschichte der Menschheit. 11 Animationsfilme mit einer Länge von 3 bis 12 Minuten konkurrierten um den Publikumspreis, der ebenfalls mit CHF 10‘000 dotiert ist. Der Preis wird von der Schweizer Animationsgruppe (GSFA) kuratiert. Der Publikumspreis für den besten Animationsfilm im Wert von CHF 10’000 wird von Suissimage und SSA gestiftet.
(Textgrundlage: Solothurner Filmtage)