Mit Meshell Ndegeocello und Robert Glasper bot das Festival jazznojazz der aktuellen Black Music im Spannungsfeld von Jazz, Soul, Hiphop, Pop, Reggae und Avantgarde-Rock eine attraktive Plattform. Lesen Sie die art-tv Konzertkritik.
art-tv Konzertkritik | jazznojazz | Robert Glasper & Meshell Ndegeocello
- Publiziert am 4. November 2014
Ndegeocello – immer auratischer
Die Bassistin und Sängerin Meshell Ndegeocello wird immer auratischer. Am jazznojazz Festival 2014 spielte sie im ewz-Unterwerk Selnau ein dichtes, perfektes Konzert. Der Gig war kaum von den für sie typischen souligen Momenten geprägt, sondern weckte Reminiszenzen an progressiven Art Rock aus dem New York der frühen Achtziger. Unterbrochen von zwei rhythmischen Afrobeatnummern und dem Reggae «Comet, come to me» aus ihrem aktuellen Album, präsentierte Ndegeocello mit ihren jungen Bandmitgliedern konzentrierte und kondensierte Musik, die auf den Punkt gespielt war. Keyboarder Jebin Bruni hatte Carte Blanche, das ganze Konzert schien um seine psychedelischen Sounds gestrickt. Obwohl sie nicht das Soul-Lager bediente und sehr progressive Musik zum Besten gab, nahm Meshell Ndegeocello mit ihrer überzeugenden Performance das Publikum gänzlich in ihren Bann.
Glasper – Stücke für die Ewigkeit
Noch einen drauf setzte Jazzpianist und Keyboarder Robert Glasper im anschliessenden Konzert. Glasper, der in den letzten Jahren mit Black Radio 1+2 und seinem klassischen Jazztrio das Feld zwischen Hiphop und Jazz überzeugend bestellt hat, machte das informierte Publikum mit seinen anspruchsvollen, aber tanzbaren Grooves glücklich. Was Drummer Mark Colenburg während dieses Konzerts bot, nahm allen Anwesenden den Atem. Glasper besitzt die Grösse, seine eigene Virtuosität in den Dienst solcher Ausnahmetalente zu stellen. Was für ein Drummer! Auch Burniss Travis am Bass spielte wunderschön und war ein würdiger Ersatz für Derrick Hodge, der üblicherweise an Glaspers Seite ist. Meshell Ndegeocello kam noch einmal auf die Bühne, um beim Stück Sweet Devotion mitzuhauchen. Ein radikales Konzert, groovend, tanzbar und trotzdem anspruchsvoll und komplex . Glasper bewies sich auch als humorvoller Entertainer, als er dem Publikum, das Hiphopshit forderte, mit Clayderman und anderem gefälligen Geklimper antwortete. Nach dem Konzert mischte er sich entspannt unter das Publikum und liess wissen, dass kommenden März eine neue Trio-Platte erscheinen und er sich dann Gedanken über Black Radio 3 machen werde. Eine Traube junger Musiker um ihn herum, die sich empfehlen wollten, denn Glasper ist zur Zeit der Mann, der mit jungen Jazzmusikern, MC’s und Soulsängern Stücke für die Ewigkeit aufnimmt.
Für art-tv.ch: Regina Claus