Der gemeinnützige Verein Trun Cultura hat sich viel vorgenommen und macht das Potenzial Truns, das noch weitgehend brach liegt, mit drei Teilprojekten erlebbar. Alois Carigiet, der «Vater des Schellenursli» oder Matias Spescha sind zwei prominente Beispiele, die das Projekt aufgreift. Aber auch der Schauspieler und Kabarettist Zarli Carigiet oder der Schriftsteller Hendri Spescha gehören zum Kreis der bedeutenden Kulturschaffenden mit Wurzeln in Trun. Trun Cultura lässt sie uns neu entdecken.
Trun Cultura - ein Genius Loci wird wiederbelebt
- Publiziert am 15. Mai 2023
Trun, ein Dorf im Herzen der Bündner Surselva, verfügt über einen Schatz an kulturellen Werten und Persönlichkeiten. Ein Verein macht sie zugänglich.
Trun Cultura – Der Verein
Trägerschaft von Trun Cultura ist der 2020 gegründete gleichnamige Verein mit Sitz in Trun. Der gemeinnützige Verein hat sich im Hinblick auf die aktuell beginnende Umsetzungsphase im Juni 2022 erneuert, ist in der Besetzung des Vorstands nun breit abgestützt und will auch seine Mitgliederbasis vergrössern, sowohl in der Region Surselva wie national. Der Verein wird unterstützt von einem Patronatskomitee, welches von Domenica Carigiet, der Tochter von Alois Carigiet, und Toni Carigiet, dem Sohn von Zarli Carigiet, präsidiert und vom Initianten der Idee Trun Cultura, Thomas Imboden betreut wird. Die Mitglieder sind Ambassadoren für die Idee von Trun Cultura und unterstützen diese in vielfältiger Art, u.a. mit ihren persönlichen und geschäftlichen Netzwerken. Die Mitglieder des Patronatskomitees sind auf der Webseite des Vereins verzeichnet.
*Verantwortlich für das künstlerische Gesamtkonzept Trun Cultura ist der Kunsthistoriker, Literatur- und Musikwissenschaftler Peter Fischer.
«Unser Herz schlägt für Trun – für seine bedeutenden Künstler, Literaten und Musizierenden, aber auch für seine historisch einmaligen Bauten.»National und international bekannte Namen wie Alois und Zarli Carigiet, Matias und Hendri Spescha und weitere will Trun Cultura einem breiten Publikum erschliessen sowie in einen lebendigen Dialog mit dem aktuellen und reichen Kulturleben der Region treten. Dafür sind drei Teilprojekte vorgesehen:
Teilprojekt 1: SPAZI SPESCHA
Der künstlerische Nachlass des national und international renommierten Trunser Malers und Bildhauers Matias Spescha (1925–2008) wurde von den Erben des Künstlers Anfang 2023 als Widmung an die bestehende Stiftung Ogna nach Trun überführt. Der Nachlass umfasst gegen 1’000 Werke, bestehend aus einzelnen und mehrteiligen Gemälden, Installationen, Skulpturen, Modellen sowie Arbeiten auf Papier wie Gouachen, Collagen, Zeichnungen und Druckgrafiken. Diese Werke sollen von Trun Cultura fachgerecht bewahrt und einem interessierten Publikum in unterschiedlichen Kontexten vermittelt werden.Dafür steht eine 950 m2 grosse Fabrikationshalle im 1. Obergeschoss der ehemaligen Tuchfabrik zur Verfügung. Die lichtdurchflutete Halle eignet sich ideal als grosszügiger Ausstellungsraum für die teils monumentalen Werke des Künstlers. Für das Kunstdepot wird eine massgeschneiderte Infrastruktur mit den nötigen klimatischen und sicherheits- technischen Einrichtungen erstellt. Nebst der Präsentation des Œuvres von Matias Spescha werden im jährlichen Wechsel Sonderausstellungen konzipiert. Sie zeigen Speschas Werk in bestimmten kunsthistorischen Kontexten und vor allem auch seine nicht versiegende Inspiration für die aktuelle zeitgenössische Kunstszene.
Der SPAZI SPESCHA wird am* 17. Juni 2023 mit der Ausstellung «Matias Spescha. Retuorn a Trun – retuorn a casa»* eröffnet und bleibt vorerst während der Sommermonate der Öffentlichkeit zugänglich.
Teilprojekt 2: CASA CARIGIET
Der Maler, Gestalter und Kinderbuchillustrator Alois Carigiet (1902–1985) und sein Bruder, der Schauspieler Zarli Carigiet (1907–1981), waren nicht nur je in ihrem Fach Ausnahmekünstler, sondern stehen geradezu exemplarisch da- für, was die Künste im vielfältigen Austausch mit dem gesellschaftlichen Leben, aber auch im erweiterten, wirtschaftlichen oder politischen Kontext zu leisten vermögen. Das Elternhaus der beiden soll wieder aufgebaut, beziehungsweise restauriert werden. Das Geburtshaus der Brüder, die 1769 errichtete und 2019 teilweise niedergebrannte CASA CARIGIET befindet sich im Besitz von Trun Cultura (Baurecht für 99 Jahre) und wird in ein Kulturhaus transformiert. So wird die programmatische Ausrichtung der CASA CARIGIET pendeln zwischen einem bewahrenden Museum und einem Ort für die lebendige Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Trun und der Welt. Zwecks Grundlagenforschung zu den Carigiets wird Trun Cultura mit dem Institut für Kunstforschung Graubünden (ikg) zusammenarbeiten. Als Ort der Kunst- und Kulturvermittlung stellt sie passend eingerichtete Kabinette und charaktervolle Ausstellungsräume zur Verfügung. Schopf und Stall eignen sich für die Einrichtung eines multifunktionalen Eventraums für Konzerte, Performances, gesellschaftliche Anlässe. Das OG des Schopfes bietet Platz für Ateliers und Workshops. Die inhaltlichen Programme werden koordiniert mit der Ausrichtung des direkt gegenüber gelegenen Museum Sursilvan Cuort Ligia Grischa entwickelt werden.
Die Wiederherstellung des Hauses erfolgt in drei Etappen. Frühester Eröffnungstermin für den Vollbetrieb wird je nach Fortschritt des Fundraisings im Sommer 2025 oder im Sommer 2026 liegen.
Teilprojekt 3: CASA DESAX
Die 1782 erbaute sog. Casa Desax steht als seltener Rokokobau unter kantonalem und nationalem Denkmalschutz. Für dieses Haus im Dorfzentrum, genau mittig zwischen Casa Carigiet und Tuchfabrik gelegen, sind verschiedene, auch gemischte Nutzungen vorgesehen. Sie sollen im Zuge der Realisierung der Teilprojekte des SPAZI SPESCHA und der CASA CARIGIET und in Zusammenarbeit mit weiteren Kulturproduzenten und -anbietern der Region im Sinne von temporären ergänzenden Nutzungen vorerst erprobt und dann weiter konkretisiert werden. Dabei soll es immer auch darum gehen, das bedeutende Baudenkmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zum Start der Realisierungsphase ab Frühjahr 2023 wird der Verein Trun Cultura in der CASA DESAX Quartier beziehen (Büro, Sitzungszimmer, Ausstellung der Projektdokumentation). Ausserdem sind für die charaktervollen Räumlichkeiten ab 2024 im Wechselspiel mit dem neu eröffneten SPAZI SPESCHA und der ersten Nutzung der CASA CARIGIET temporäre künstlerische Interventionen und kulturelle Veranstaltungen in Planung.