Das 14. Sankt Galler Literaturfestival startet mit neuer Programmstruktur und dem Schwerpunkt «Digitale Literatur». Darin geht es der Frage nach, wie der digitale Raum für Literatur genutzt werden kann. In den Reihen Bild, Buch, Bühne und Fokus finden insgesamt 23 Veranstaltungen mit 38 Künstler:innen und Autor:innen statt. Sieben Standorte in der St. Galler Innenstadt, alle fussläufig erreichbar, werden mit Literatur bespielt. Festivalzentrum ist die DenkBar in der Nähe der Kathedrale.
Wortlaut - St. Galler Literaturfestival | Digitale Literatur
- Publiziert am 14. Februar 2022
Spannende Autor:innen und Künstler:innen, interessante Bücher und wichtige Themen, rund um den Zustand unserer Welt
Wortlaut ist das literarische Frühjahrsereignis der Ostschweiz. Alljährlich findet es Ende März in St. Gallen statt. Das Spektrum der Veranstaltungen reicht von klassischen oder szenischen Lesungen, Comic-Lesungen, Rap-Darbietungen, Poetry Slam bis zur literarischen Stadtführung. Ziel des Literaturfestivals ist es, die vielfältige Welt der Literatur einem breiten Publikum bekanntzumachen.
Fokus Digitale Literatur
Zwei Autor:innen sind stellvertretend für das Genre eingeladen. Stefanie Sargnagel, studierte Bildende Kunst in Wien und arbeitete daneben in einem Callcenter. Während dieser Zeit wurde sie über ihre tragikomischen Statusmeldungen auf Facebook einem immer grösser werdenden Publikum bekannt. Mit «Binge Living–Callcenter Monologe» kamen diese 2013 erstmals gesammelt als Buch heraus. Vor allem auf Instagram veröffentlicht Max Kersting seine Sprach- und Bildwerke. Der in Berlin lebende Autor liest aus seinem Bestseller «Einseitige Geschichten» und präsentiert von ihm gefundene Texte und Bilder, die er für bemerkenswert hält. Im Anschluss an die beiden Kurzlesungen im Palace diskutieren die Autor:innen mit Julia Kubik über «Digitale Literatur», ihre Chancen und Herausforderungen.
Weitere Programmpunkte
Das Gesamtprogramm lädt zudem zu Lesungen (Graphic Novel/Comic, Prosa, Lyrik), Poetry-Slam-Performances und Gesprächen zur und über Literatur ein. Zu den eingeladenen Schriftsteller:innen im Bereich Buch gehören u.a. Julia von Lucadou und Yael Inokai, die mit ihren aktuellen Romanen in St. Gallen zu Gast sein werden. Von Lucadou, deren Debüt «Die Hochhausspringerin» im Jahr 2018 für den Schweizer Buchpreis nominiert war, liest aus ihrem zweiten Prosawerk mit dem Titel «Tick Tack». Die in Berlin lebende Inokai präsentiert ihr drittes Buch «Ein simpler Eingriff» – die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patientinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Beide Veranstaltungen werden moderiert und dauern jeweils eine volle Stunde. Das Festival bietet die beliebten Wortlaut-Klassiker wie die literarische Stadtführung oder den Gassenhauer ebenso wie neue Formate, beispielsweise die erste Wortlaut-Schreibwerkstatt zum Thema «Raum + Stadt». Sechs Teilnehmende lesen am 26. März aus ihren in der Werkstatt erarbeiteten Texten.
Virtual Reality Experience
Aus der Reihe tanzt das Projekt «Virtual Reality Experience»: Anlässlich des hundertjährigen Ilse Aichinger Jubiläums wirft das experimentelle VR-Erlebnis der Autorin Sarah Elena Müller Fragen nach der Auslegung und Funktion literarischer und programmierter Welten auf. Aichingers kritisches Sprachverständnis trifft auf das grosse Versprechen eines immersiven Mediums. Der Besucher:in betritt eine dem gleichnamigen Text nachempfundene, virtuelle Welt und begegnet einem Gegenüber, das innerhalb des vorbestimmten Spiels zu einem offenen Dialog einlädt. Das Spiel ist für eine Einzelperson programmiert und dauert rund dreissig Minuten. Eine Videodokumentation plus eine literarische Begleitpublikation sind für alle interessierten Besucher:innen im Wartebereich der Grabenhalle zugänglich.
Unerwartete Begegnungen
Ebenfalls neu im Programm sind die so genannten «Wortlaut Blinddates»: Hier treffen jeweils zwei eingeladene Autor:innen und/oder Künstler:innen aufeinander. Wer das ist, wissen nicht einmal die Beteiligten selbst. Und natürlich erfährt auch das Publikum erst vor Ort, wer sich hier für eine Unterhaltung in der DenkBar zusammensetzt. Wenn die Überraschung – und Freude (hoffentlich!) – überwunden ist, unterhalten sie sich bei einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee über Literatur und die Welt, vergangene Reiseabenteuer oder vielleicht auch nur über die aktuelle Wetterlage. Stockt das Gespräch, helfen Stichworte weiter. Vielleicht ja auch aus dem Publikum, das mithört.
Eröffnungsveranstaltung
Ganz im Zeichen literarischer Entdeckungen lädt das Wortlaut für die offizielle Eröffnung am 25. März zu einer weiteren Innovation – der «Stationenlesung» in der Militärkantine: Vier zum Wortlaut eingeladene Autor:innen und Künstler:innen empfangen das Publikum. In unterschiedlichen Räumen lesen Katja Brunner, Rolf Hermann, Marcus Schäfer und Adam Vogt aus ihren neuesten Büchern, aus Schubladentexten oder persönlichen Manifesten. Vielleicht. Vielleicht aber auch aus dem eigenen Lieblingsbuch, Briefe aus Übersee oder Passagen aus dem Kindheits-Tagebuch. Das Publikum ist eingeladen, sich nach Lust und Laune dazuzusetzen, zuzuhören, weiterzuziehen und vor allem: sich überraschen zu lassen.