Nach drei Jahren ist es wieder so weit: Die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, St.Gallen, Thurgau und erstmals auch Glarus sowie das Fürstentum Liechtenstein und das Bundesland Vorarlberg haben erneut Künstler*innen zum Wettbewerb und einem grenzüberschreitenden Ausstellungs-Event eingeladen. «Heimspiel» ist darum weit mehr, als die üblichen Gemeinschaftsausstellungen regionaler Künstler*innen.
Ostschweizer Kunstszene | Heimspiel 2018
Der grossangelegte Kunstevent geht in sein dreiundreissigstes Jahr, seine zwölfte Spielsaison, umfasst vier Ausstellungsorte und zeigt 68 Positionen.
Kontinuierlich gewachsen
Im Jahr 1985 hat der Kanton St.Gallen erstmals regionale Künstler*innen eingeladen, mit aktuellen Arbeiten an einem Wettbewerb teilzunehmen. Die von einer Jury ausgewählten Kunstschaffenden wurden anschliessend im Kunstmuseum St.Gallen und in der Kunst Halle Sankt Gallen ausgestellt. 1997 beteiligte sich dann zunächst der Kanton Thurgau und später nahmen auch die beiden Appenzell an diesem Ostschweizer Wettbewerbs- und Ausstellungsformat für das zeitgenössische Kunstschaffen teil. Dass man bald nicht nur über die Kantonsgrenzen, sondern auch über die Landesgrenzen hinausschaute und das Fürstentum Liechtenstein wie auch das Bundesland Vorarlberg in die «Liga» aufnahm, zeigt, dass Kunst und Kultur Grenzen leicht zu überwinden vermag. Der nachbarschaftliche Austausch steht nach wie vor im Zentrum. Und dies betrifft nicht nur die Kommunikation der Künstler*innen untereinander, sondern auch das Zusammenwirken der Kurator*innen und nicht zuletzt der Kulturverantwortlichen der Kantone und Länder. Anschaulich wird dies auch, wenn die Politiker anlässlich der Vernissagen in der Regel nicht im eigenen Land oder Kanton sprechen, sondern ihre Grussworte eben bei den Nachbarn ausrichten – und das in einer Zeit, die wieder zunehmend Grenzen zu ziehen scheint.
Glarus erstmals dabei
Inzwischen ist «Heimspiel» weitergewachsen, wurden Aktivitäten und Grenzen weiter ausgedehnt: In der Spielzeit 2018/19 ist erstmals auch der Kanton Glarus mit von der Partie. Und auch die Ausstellungen finden bereits zum zweiten Mal nicht nur in St.Gallen statt. Waren es 2015 erstmals das Kunstmuseum Liechtenstein und der Kunstraum Engländerbau in Vaduz, so sind es diesmal das Kunstmuseum Appenzell und der Kunstraum Dornbirn, die sich auf die zeitgenössischen regionalen Kunstschaffenden freuen. Bereits zum achten Mal wurde auch der mit CHF 20´000 dotierte Kunstpreis der Ortsbürgergemeinde St.Gallen verliehen. Der diesjährige Preisträger ist der in St.Gallen lebende Künstler Jiři Makovec, der seinen Preis am 14. Dezember im Projektraum Nextex St.Gallen entgegennehmen durfte. Bisherige Preisträger*innen waren Ilona Ruegg (1997), Bernard Tagwerker (2000), Alex Hanimann (2003), Patrick Rohner (2006), das Künstlerduo Lutz & Guggisberg (2009), Christoph Rütimann (2012) und Loredana Sperini (2015).
Wechselnde Fachjury
Für jede Heimspiel-Austragung wird die Jury, die stets aus externen Fachpersonen besteht, neu definiert. Damit ist nicht nur die professionelle Beurteilung aller eingereichten und zugelassenen Dossiers gewährleistet, sondern auch ein unvoreingenommener Blick auf die eingereichten Arbeiten. So macht für Künstler*innen auch eine wiederholte Teilnahme Sinn, und es eröffnen sich im dreijährigen Rhythmus immer wieder neue Konstellationen, Chancen und Möglichkeiten. Die Fachjury für Heimspiel 2018 bildeten Ines Goldbach (Direktorin Kunsthaus Baselland), Fanni Fetzer (Direktorin Kunstmuseum Luzern) und Benno Schubiger (Kunsthistoriker und Museologe). Sie wählten aus nahezu 370 Bewerbungen 68 Positionen aus, darunter einige Kooperationen, sodass dieses Mal 75 Künstler*innen gezeigt werden können. Diese Auswahl aus zahlreichen hochwertigen, interessanten und spannenden Einreichungen zu treffen, ist jeweils ein komplexer und aufwendiger Vorgang, den die Juror*innen in einer mehrtägigen Diskussion unbefangen bewerkstelligt haben.
Vielfältige Objekte
Eingereicht wurden auch diesmal wieder Werke aus allen künstlerischen Gattungen, sowohl den «klassischen» als auch den neuen Medien. So fanden sich das traditionelle «Tafelbild» neben dem Video, die klassische Skulptur neben dem konzeptuellen Objekt, Zeichnung neben Fotografie, das Einzelwerk neben komplexen Installationen. Im Anschluss an die Jurierung erfolgte die Zuteilung der ausgewählten Kunstschaffenden im diskursiven Prozess durch die Kurator*innen der Ausstellungshäuser. Hierbei spielten vor allem die räumlichen Gegebenheiten eine Rolle, um eine möglichst optimale Präsentation der Werke der Künstler*innen zu garantieren.
Vier Ausstellungshäuser und eine Doku-Station
Für die Kulturverantwortlichen der Kantone und Länder steht bei der Organisation von «Heimspiel 2018» die länderübergreifende Vernetzung im Vordergrund. Dies wird an den Standorten der Präsentationen der im Wettbewerb ausgewählten Künstler*innen deutlich: Neben der Kunst Halle Sankt Gallen und dem Kunstmuseum St.Gallen sind es diesmal auch das Kunstmuseum Appenzell und der Kunstraum Dornbirn. Durch die unterschiedliche Architektur und Programmatik bieten diese Ausstellungshäuser sehr vielfältige räumliche und inhaltliche Konzeptionsmöglichkeiten. Erneut haben Kurator*innen spannende Präsentationen in Kooperation mit den Kunstschaffenden konzipiert. So schafft die Kunst, schaffen Künstler*innen neue Dialoge, interessante Nachbarschaften, überraschende Konstellationen. Der Projektraum Nextex der visarte.ost in St.Gallen übernimmt wieder die Doku-Station. Das junge Künstlerkollektiv «GAFFA» hat in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Nextex Konzept und Begleitprogramm entwickelt. Die ansprechende Präsentation der eingereichten Dossiers hat ihren eigenen Stellenwert: sie ist informativ und Ausdruck der Wertschätzung aller Wettbewerbsteilnehmer.