Viele ihrer Bilder sind in unserem Gedächtnis gespeichert, ihr Name hingegen ist weniger bekannt. Sabine Weiss, gebürtige Genferin, hat wie kaum eine andere Frau die Fotografie des letzten Jahrhunderts mitgeprägt. Das Œuvre der «Grande Photographe» ist in Kriens zu sehen.
Museum im Bellpark Kriens | Sabine Weiss – Photographe
École humaniste
Sabine Weiss zählt zur sogenannten «école humaniste» und gehört zusammen mit Robert Doisneau zu den bekanntesten Vertretern dieser Richtung, die sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts dem Aufscheinen des Menschlichen im unspektakulären Alltagsleben zuwenden. 1924 in der Schweiz geboren, hat sie sich bereits in jungen Jahren für die Fotografie entschieden. Nach einer Ausbildung im Atelier Paul Boissonnas in Genf geht sie mit 22 Jahren nach Paris, wo fortan ihr Werk entsteht. Sabine Weiss arbeitet als Assistentin des berühmten Modefotografen Willy Maywald, bevor sie sich 1950 als selbständige Fotografin etabliert. Zusammen mit ihrem Mann, dem amerikanischen Künstler Hugh Weiss, verkehrt sie im Pariser Künstlermilieu der Nachkriegszeit und pflegt Kontakte zu Georges Braque, Joan Miró, Alberto Giacometti, oder André Breton. Viele ihrer Künstlerfreunde hat sie porträtiert.
Berührende und berühmte Bilder
Sie arbeitet u.a. für The New York Times Magazine, Life, Newsweek, Vogue, Point de vue – Images du monde, Paris Match, Esquire, Holiday. Durch Ausstellungen im Museum of Modern Art in New York, im Art Institute of Chicago oder im Walker Art Center of Minneapolis wird ihr fotografisches Schaffen auch in den USA bekannt. Ihre Fotografien sind ausserdem in der legendären Ausstellung «The Family of Man» zu sehen, die 1955 von Edward Steichen veranstaltet wird. Sie zählt somit seit den Fünfziger Jahren zu den einflussreichsten Fotografinnen ihrer Zeit. In den 1980er Jahren hat sie auf Reisen in Frankreich, Ägypten, Indien, Réunion, Bulgarien und Burma ein sehr persönliches Werk geschaffen. Entstanden sind berührende und berühmte Bilder, die von einem besonderen Gespür für das Menschliche zeugen und ein grosses Sensorium für die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens offenbaren.
Persönliches Archiv
Auch mit über neunzig Jahren ist Sabine Weiss immer noch tätig und hat zum ersten Mal ihr persönliches Archiv geöffnet. Die Ausstellung zeigt Zeugnisse aus diesem langen Leben für die Fotografie. Sie eröffnet einen Überblick über dieses Schaffen, umfasst dokumentarisches Filmmaterial und zahlreiche Originaldokumente, die bisher nicht zugänglich waren. Diese Hommage an eine grosse Fotografin hat das Jeu de Paume in Paris erarbeitet. Die Ausstellung, kuratiert von Virginie Chardin, wird nun im Museum im Bellpark Kriens in der Schweiz exklusiv vorgestellt.