Erstmals in der Schweiz zeigt das Kunstmuseum St.Gallen das Werk des international renommierten Multimediakünstlers Gerard Byrne. In über 300 Minuten Filmmaterial thematisiert er historische Ereignisse – stets mit einem Augenzwinkern.
Kunstmuseum St.Gallen | Gerard Byrne
Verlauf der Gegenwart
Die Beweggründe für seine Arbeit fasst der 1969 geborene irische Foto-, Video-, und Performance-Künstler Gerard Byrne wie folgt zusammen: «Mich interessiert, wie in unserer Kultur die Idee von Gegenwart entsteht. Wie wird Gegenwart kulturell dargestellt und wie verändert sich diese im Laufe der Zeit». Nach zahlreichen internationalen Einzelausstellungen bietet das Kunstmuseum St.Gallen mit der umfangreichen Ausstellung «A Late Evening in the Future» erstmals in der Schweiz die Möglichkeit einer vertieften Begegnung mit dem Werk eines herausragenden Vertreters der Gegenwartskunst. Dabei verweist bereits der Titel auf die unterschiedlichen Zeitebenen, die in Byrnes raumgreifenden Arbeiten aufeinandertreffen, um Gegenwart zu konstituieren.
Mehr als nur Dauerloop und Blackbox
Der räumlichen Inszenierung seiner komplexen Multimedia-Werken galt seit jeher ein grundlegendes Interesse des Künstlers. Dabei geht er weit über die üblichen Konventionen von Videoarbeiten hinaus, die für gewöhnlich im Dauerloop in einer Black Box zu sehen sind. Vielmehr nähern sich seine Installationen in ihrer räumlichen Strukturierung und ihrem zeitlichen Ablauf einer performativen Arbeit an und verweisen geradezu beiläufig auf die Nähe von Gerard Byrnes Videoschaffen zum Theater.
Inszenierte Geschichte
Wiederholt hat sich der Künstler mit historischen Ereignissen beschäftigt, die er in aufwendigen Inszenierungen und mit ironisch distanzierter Perspektive in die Gegenwart übersetzt und dabei zugleich kulturelle und gesellschaftliche Bedingungen offenlegt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Interviews aus Playboy-Magazinen der 1960er und 1970er-Jahren, die als Grundlage für die raumgreifenden Installationen dienten. Wie in der documenta-Arbeit dekonstruiert der Künstler die der westlichen Kultur inhärenten patriarchalen Strukturen durch Fragen der Erotik, die allein von männlichen Protagonisten diskutiert werden.
Vom surrealistischen Zirkel über Zukunftsvisionen oder wirtschaftlichem und ökonomischem Zerfall bis zum Monster von Loch Ness: Gerard Byrnes multimediales Schaffen befragt im Grunde stets die Geschichte hinter den Geschichten.