Das Haus Konstruktiv in Zürich feiert sein 30-jähriges Bestehen mit der Ausstellung «Um die Ecke denken». Gezeigt werden Werke aus der Sammlung des Museums, ergänzt mit Gastinterventionen.
30 Jahre Haus Konstruktiv | Um die Ecke denken
- Publiziert am 22. Mai 2016
Konzentration auf die eigene Sammlung
2016 ist für das Museum Haus Konstruktiv ein wichtiges Jahr, feiert es doch sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird die kontinuierlich gewachsene Sammlung mit der gross angelegten Gruppenschau «Um die Ecke denken» gewürdigt. In der Ausstellung wird bewusst auf externe Leihgaben verzichtet. Die Schau- konzentriert sich ausschliesslich auf Werke aus dem Sammlungsbestand. Die Auswahl erfolgte aus über 900 Werken, von denen mehr als 100 seit dem letzten Jubiläumsjahr 2011 hinzugekommen sind. Diesen Neuzugängen und dem historischen Erbe einiger Schlüsselfiguren der konstruktiv-konkreten Kunst wird in «Um die Ecke denken» besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Gastinterventionen
Aktuelle Kunstschaffende werden die ausgewählten Exponate in einen Echoraum mit der zeitgenössischen Kunst setzen. Dabei sind verschiedene künstlerische Strategien und Medien (Video, Performance, Malerei, Skulptur, konzeptuelle Text-Bild Arbeiten) berücksichtigt, die Kontextverschiebungen und Bruchstellen erzeugen und sich als humorvolle und subversive Kommentare lesen lassen. Zu sehen sind Interventionen von Olaf Breuning, Claudia Comte, Martin Creed, Sylvie Fleury, Christian Jankowski, Yves Netzhammer, Nedko Solakov, Martin Walde und WBG AG. Zur Vernissage wird Olaf Breuning (um 18.15 und 20 Uhr) eine seiner berühmten «Smoke Bombs»- Performances durchführen – mit einer speziellen Farbmischung für das Museum. Während der Ausstellung erhalten die Besucher zu ihrem Eintrittsbillett gratis ein Klebetattoo nach seinen Zeichnungen und tragen so einen Teil der Ausstellung auf ihrer Haut weiter.
Konkrete Kunst
Den konzeptuellen Auftakt der Ausstellung bilden die Werke der «Zürcher Konkreten» aus der Sammlung des Museums. Die Bezeichnung «Zürcher Konkrete» hat sich ab den späten 1930er-Jahren nach und nach aus der Ausstellungspraxis, und nicht zuletzt über journalistische Berichterstattungen, etabliert. Die Künstler, die zu den Zürcher Konkreten gezählt werden, haben sich offiziell nie zu einer Gruppierung zusammengeschlossen. 1930 hatte der niederländische Künstler und Theoretiker Theo van Doesburg gemeinsam mit einigen Mitstreitern das sogenannte Manifest der konkreten Kunst veröffentlicht («Die Grundlage der konkreten Malerei»). Einer der Kernsätze darin lautet: «Nichts ist konkreter, wirklicher, als eine Linie, eine Farbe, eine Oberfläche». Van Doesburg machte damit deutlich, dass die konkrete Kunst nicht das Abbilden oder Abstrahieren des Naturvorbildes zum Inhalt hat, sondern aus den konkreten Mitteln der Kunst selbst gestaltet. Er gab mit diesem Text den Impuls für weiterführende theoretische und künstlerische Auseinandersetzungen, und eben hierin kommt den Zürcher Konkreten eine entscheidende Rolle zu. Sie bildeten eine Art Keimzelle der konstruktiv-konkreten Kunst in Europa und waren international bestens vernetzt. Ihr Erbe wirkt, wie die Gegenwartskunst der Sammlung vom Haus Konstruktiv aufzeigt, bis heute weiter.