Der Film gewinnt durch die Fokussierung auf einzelne Stationen von Stefan Zweigs Leben Intensität und Tiefe: ein bildgewaltiger, sorgfältig ausgestatteter, herausragend gespielter Film über einen grossen Autor; eine Geschichte über das Verlieren der alten und das Suchen nach einer neuen Heimat.
Vor der Morgenröte
Zum Film
«Vor der Morgenröte» zeigt den Untergang Europas in den 1930er und 1940er Jahren aus der Sicht des Exilliteraten Stefan Zweig. Schon 1934 hatte der jüdische österreichische Schriftsteller und Pazifist, der den Niedergang Europas früh voraussah, seine Heimat verlassen, um nie mehr aus dem Exil zurückzukehren. Regisseurin Maria Schrader erzählt episodisch aus Zweigs Leben in Nord- und Südamerika – von seinem ersten Aufenthalt in Brasilien und der Teilnahme am PEN-Kongress in Buenos Aires 1936 über den Besuch New Yorks 1941 bis zu seinem Tod 1942 in Petrópolis. Dort schrieb Zweig, der damals zusammen mit Thomas Mann zu den meistübersetzten deutschsprachigen Schriftstellern zählte, sein wohl berühmtestes Werk: «Die Schachnovelle». Trotz gastfreundlicher Aufnahme und grosser Anerkennung konnten die letzten Stationen im Leben von Stefan Zweig ihm die Heimat nie ersetzen.
Stimmen
Es gelingt Schrader nicht nur, wichtige Stationen in Zweigs Exilleben authentisch darzustellen. Vielmehr schafft sie es auch, den Nationalsozialismus in Europa darzustellen, ohne nur eine Szene in Europa spielen zu lassen. outnow.ch | Anhand von sechs Momentaufnahmen aus den Jahren, die der Schriftsteller Stefan Zweig im amerikanischen Exil verbrachte, stellt Maria Schrader die Frage nach der politischen Verantwortung des Künstlers. Die zweite Regiearbeit der Schauspielerin überzeugt durch ihre grosse, elegante Formenstrenge und vorzügliche Besetzung. Gerhard Midding, epd-Film | Maria Schrader, von Haus aus Schauspielerin, blickt in diesem grossartigen, packenden Film auf die Exiljahre Stefan Zweigs – und begibt sich dabei glücklicherweise niemals in die Nähe von Biopic-Konventionen, sondern findet einen ganz eigenen – und den vermutlich einzig richtigen – Zugang. […] Diese Besetzung ist ein Glücksfall, weil sich in Hader die Einfühlsamkeit, die diesen Film ausmacht, personifiziert: Anders als mit Hader, der ganz instinktiv vorgeht, der ganz bei sich ist in seiner Darstellung, kann man sich Stefan Zweig nicht mehr vorstellen. Harald Mühlbeyer, kino-zeit.de