Ihre ikonografischen Bildwelten von «Triumph des Willens» und «Olympia» stehen für perfekt inszenierten Körperkult, für die Feier des Überlegenen und Siegreichen. Und zugleich auch für das, was diese Bilder nicht erzählen: die Verachtung des Unvollkommenen, des vermeintlich Kranken und Schwachen, der Überlegenheit der einen über die anderen. Die Ästhetik ihrer Bilder ist präsenter denn je – so auch ihre Botschaft?
RIEFENSTAHL
RIEFENSTAHL | SYNOPSIS
Anhand von privaten Filmen und Fotos, aufgenommenen Telefonaten mit engen Wegbegleitern und persönlichen Briefen beleuchtet Regisseur Andres Veiel die Person Leni Riefenstahl. Bild für Bild, Facette für Facette legt er
mit den Dokumenten aus Riefenstahls Nachlass Fragmente ihrer Biografie frei und setzt sie in einen erweiterten Kontext von Geschichte und Gegenwart. Riefenstahls Hang, die Schönheit durchtrainierter Körper zu zelebrieren, beginnt nicht erst in den 1930er Jahren. Als «Wunschsohn» ist sie der brutalen Erziehung ihres Vaters ausgeliefert. In den 1920er Jahren setzt sich diese «Schulung» an ihren Filmsets fort. Sie will mit ihren Schauspielkollegen mithalten – allesamt Männer, die den Ersten Weltkrieg als eine grossartige Zeit verklären. Und die bereit sind, sich «vor der Fahne des Führers» zu versammeln. Mit den Bildern aus «Triumph des Willens» beschreibt sie sich selbst: Organisierte Kraft und Grösse, Demonstration des kontrollierten Körpers, auf Sieg getrimmt. Ihre strikte Leugnung, die Wechselwirkung ihrer Kunst mit dem Terror des Regimes nach dem Krieg anzuerkennen, ist mehr als nur eine abgewehrte Schuld: In persönlichen Dokumenten trauert sie ihren «gemordeten Idealen» nach. Damit steht sie für viele, die in Briefen und aufgenommenen Telefonaten ihres Nachlasses von einer ordnenden Hand träumen, die endlich mit dem «Scheissstaat» aufräumt. Dann würde auch ihr Werk eine Renaissance erfahren, in ein, zwei Generationen sei es so weit. – Was, wenn sie recht behalten?
RIEFENSTAHL | STIMMEN
«Es ist ein Porträt, das eigentlich eine Meditation über Riefenstahl ist – ihr Leben, ihre Kunst, die Frage nach ihrer Schuld.» – Variety | «Wenn es einen Fehler in Veiels Film gibt, dann den, dass er die offensichtlichen Schlussfolgerungen nicht zieht. Vor allem, wenn es um die Tatsache geht, dass Riefenstahl nicht nur eine Künstlerin war, die zufällig Aufträge von den Nazis annahm, um weiterhin Arbeit zu haben, sondern nur Kunst machte, weil sie zu den Nazis gehörte: Warum sonst hat sie nach Kriegsende ganz aufgehört, Filme zu machen?» – IndieWire | «Obwohl als Doku eher konventionell inszeniert, zeichnet RIEFENSTAHL das eindrückliche Zeitbild eines Nachkriegsdeutschland, das seine Vergangenheit lieber totschweigt als aufarbeitet.» – Outnow