Visions du Réel 2016 | Calabria
Nach dem Tod eines Immigranten fahren die Bestatter, ein serbischer Roma und ein Portugiese, nach Süditalien, um den Verstorbenen in seiner kalabresischen Heimat zu beerdigen. Ihre lieder- und begegnungsreiche Reise ist eine letzte Hommage an den Verstorbenen und ein Appell, das Leben zu geniessen.
Unauslöschliche Spur im Gedächtnis
«Calabria», Titel des neuen Films von Pierre-François Sauter, bezeichnet einen sowohl realen als auch imaginären geografischen Raum in Süditalien: eine «Heimat», in der die Kindheitsträume zurückgeblieben sind, die jedoch als unauslöschliche Spur im Gedächtnis eines in der Schweiz verstorbenen italienischen Wanderarbeiters überlebt hat und die übliche Geschichte eines innereuropäischen, wirtschaftlich bedingten Exils erzählt.
Leichenwagen als Bühne
Der aus Portugal stammende José und ein serbischer Roma, beide Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts in Lausanne, geben dem Verstorbenen das letzte Geleit nach Kalabrien, wo er geboren wurde. Für die beiden Männer ist das der Beginn eines Road-Movies mit komischen, einem Roman Faulkners («Als ich im Sterben lag») entlehnten Zügen. Der Film bedient sich der Split-Screen-Technik und lässt den Leichenwagen zur Bühne werden. Die beiden Bestatter lernen einander in diesem fahrenden Dekor besser kennen, scherzen und bemerken neben den Unterschieden auch, was sie mit dem Toten verbindet: Jeder von ihnen hatte eines Tages seine Wurzeln gekappt.