Jede Gesellschaft, die die Todesstrafe vollstreckt, braucht Menschen, die andere Menschen töten. Vier Männer werden vor eine unvorstellbare, im Grunde aber einfache Wahl gestellt. Wofür auch immer sie sich entscheiden, es wird direkt oder indirekt sie selbst, ihre Beziehungen und ihr ganzes Leben vergiften. In vier thematisch zusammenhängenden Episoden erzählt Mohammad Rasoulof ihre Geschichten, die zwangsläufig auch die Geschichten der Menschen sind, die sie umgeben.
There Is No Evil
Ein ergreifender Episodenfilm eines unermüdlichen Iraners, der auf der Berlinale 2020 verdient mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.
Mohammad Rasoulof wurde 1972 in Shiraz geboren. Er begann seine künstlerische Aktivität im Alter von neun Jahren, als er im Theater von Shiraz auftrat, und betätigte sich später als Regisseur sowie als Autor fürs Theater. Er studierte Soziologie an der Shiraz University und Filmschnitt am Sooreh Higher Education Institute in Teheran. Der Fokus auf gesellschaftliche Themen und die Auswirkungen einer diktatorischen Regierung auf das Individuum sowie die Gesellschaft tritt in fast all seinen Filmen zum Vorschein. Mit «Twilight» drehte er 2002 seinen ersten langen Dokumentarflm. Nach den Ereignissen der Präsidentschaftswahlen im Iran in 2009 wurden Mohammad Rasoulof und Jafar Panahi während den Dreharbeiten zu einem Film verhaftet und zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt. Das Urteil wurde später auf ein Jahr Haft reduziert. 2011 wurde sein Film «Goodbye» (Be Omid e Didar) fürs 64. Film Festival von Cannes ausgewählt, daraufhin wurde sein Ausreiseverbot aus dem Iran aufgehoben. 2013 drehte er Manuscripts «Don’t Burn», der ebenfalls in Cannes zu sehen war. Kurz darauf wurden sein Pass sowie seine persönliche Habe am Flughafen von Teheran konfsziert. 2017 präsentiert er in Cannes seinen Spielflm «A Man of Integrity», 2020 in Berlin «There is no Evil». Seit 2017 darf er den Iran ofziell nicht mehr verlassen. Auch zur Weltpremiere seines Meisterstücks liess ihn das Regime nicht ausreisen.
Zum Film
Der 40-jährige Heschmat ist ein vorbildlicher Ehemann und Vater. Er führt ein friedliches Leben mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter – und doch braucht er Tabletten zum Einschlafen. Er verdient genug Geld, um seiner Familie und der betagten Mutter ein angenehmes Leben zu bieten, fühlt sich in seiner täglichen Routine aber gefangen. Und wir sehen in seinen Augen, dass die ganze Familie mit einem Geheimnis lebt.
Pouya hat gerade seinen obligatorischen, zweijährigen Militärdienst angetreten. Mit einer ehrenhaften Entlassung kann er einen Reisepass beantragen und seinen Traum verwirklichen, gemeinsam mit seiner Freundin den Iran zu verlassen. Nach nur einer Woche Grundausbildung steht er vor einem Dilemma. Er hat eine lange Nacht vor sich; eine Nacht, in der sich Pouya zwischen seinen Träumen und seiner inneren Überzeugung entscheiden muss.
Javad ist ein junger Soldat, der drei Tage Urlaub erhalten hat. Von seinem Stützpunkt reist er in eine kleine Stadt nahe des Kaspischen Meeres, um seine Verlobte Nana an ihrem Geburtstag zu überraschen. Er hat einen Ring mitgebracht und plant, ihr während der Feier einen Antrag zu machen. Bei seiner Ankunft erfährt er, dass die Feier aufgrund des Todes eines engen Freundes der Familie abgesagt ist. Das Geheimnis um den Tod des Fremden zerstört ihre gemeinsame Zukunft.
Ein liebenswürdiges Ehepaar mittleren Alters, Bahram und Zaman, leben auf dem Land, wo sie Honigbienen aufziehen und von ihren Nachbarn gemocht und respektiert werden. Darya verbringt auf Wunsch von Bahram und mit Zustimmung von Zaman ein paar Tage mit ihnen auf der Farm. Ihr Leben wird danach nicht mehr dasselbe sein.
Stimmen
«Ein brillanter Film über Gehorsam und Verwerigerung.» – Indiewire | «Berlinale Film Probes the Limits of Free Will.» – New York Times | «Brecht auf Iranisch. […] In diesem Film haben sich viele in die innere Emigration zurückgezogen, auf propere Bauernhöfe am Kaspischen Meer. Oder sie züchten Bienen in kargen, goldgelben Landschaften. Aber gerade dort, wo sich Fuchs und Wolf gute Nacht sagen, verbindet Rasoulof seine Geschichte mit Exil, Gegenwart und Zukunft. Ein überzeugendes Statement.» – TagesZeitung TAZ | «A powerful moral case against the country’s death penalty.» – Variety