Einen Spass wollten sie sich machen, die Brüder Georg und Christian Schneider, damals als sie noch jung, verwegen und abenteuerlustig waren, wollten auf Deutschlandtour gehen beziehungsweise fahren. Nichts ist daraus geworden. Und nun treffen sie sich wieder – erstmals nach 30 Jahren zur Beerdigung des Vaters im Schwarzwald.
Spielfilm | 25 km/h
Easy Rider zwischen Schwarzwald und Berlin. Wohltuend komisch und lebensfroh, deftig und feinsinnig zugleich.
Drogentrip und Sex
Das ist der Beginn einer alten, neuer Bruderschaft und Auftakt zu einem Roadmovie der beherzten und amüsanten Art. Die beiden, in die Jahre gekommenen Easy Rider auf Mofas haben Regeln für diesen Jugendtrip (nun im Alter) aufgestellt. Unter anderem verpflichten sich die Brüder, zu trinken, auf Drogentrip zu gehen, dem Sex zu frönen, die gesamte Speisekarte bei einem Griechen zu vertilgen, eine schlafende Kuh umzustossen und einen 20-Meter-Wheelie hangabwärts zu vollführen, das heisst auf einem Mopedrad zu fahren und am Hang einer Kiesgrube abzuspringen. Da kommt so einiges zusammen zwischen Höchingen, Badischer Weinstrasse, Paderborn, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Der Schwof an einem Weinfest führt zum Clinch mit zwei knackigen Festladies (Alexandra Maria Lara und Franka Potente) inklusive Steppeinlage, die beiden Moped-Helden haben ein Techtelmechtel mit einer Polizeistreife wegen «Erregung öffentlichen Ärgernisses», bei einen Tischtennis-Fight mit dem Camping-Rowdie «Hantel» (Wotan Wilke Möhring) spielen sie sich um Kopf und Mofas. Beim «Wurzelfest» (Back to the Roots) wird’s tiefgründig. Georg erfährt, dass Bruderherz Christian einen 15jährigenSohn in Berlin hat. Da gibt’s kein Halten: Georg besteht auf Kontaktaufnahme und sei es nur beim Fussball…
Am Anfang war eine Zündapp ZD25, die besass Markus Goller als 15-Jähriger, also ein Moped mit Sitzbank, mit der er ein Mädchen «abschleppen» wollte. Diese Jugendgeschichte erzählte er Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg. Und der packte zu, wollte Deutschland von seiner liebenswert kuriosen Seite zeigen und so entstand das Slow-Roadmovie «25 km/h» (das ist die Mofa-Geschwindigkeit ohne Helm).
Ideale Helden
In den markanten Schauspielern Bjarne Mädel («Stromberg», «Der kleine Mann», «Mord mit Aussicht», «Tatortreiniger») und Lars Eidinger («Die Wolken von Sils Maria», «Werk ohne Autor», «Mackie Messer», «Babylon Berlin») fand Regisseur Markus Goller («Friendship!», «Frau Ella», «Simpel») die idealen Helden auf dem Mofa-Sattel. Die beiden sind ein Vergnügen. Die herrlich gemütliche Schelmenkomödie durch fünf Bundesländer hat Lausbuben-Charme. Sie beschreibt liebenswürdig die schräge Reise zu einer «Wiedervereinigung» und Wende, nicht im politischen, sondern im brüderlichen Sinne.
Quelle des Artikels: Textatur, Filmkritik