Reservation Road
Es ist ein einziger Augenblick, der alles verändert: Besessenheit nimmt Überhand und Rachegefühle stumpfen jegliche menschlichen Züge ab. Ein Entfremdungsprozess nimmt seinen Lauf und eine überraschende Konfrontation führt zu Waffengewalt.
Synopsis: Ein bezaubernder Septemberabend im US-Bundesstaat Connecticut neigt sich dem Ende zu. Der Collegeprofessor Ethan Learner (Phoenix), seine Frau Grace (Connelly) und ihre beiden Kinder Emma sowie Josh sind auf dem Rückweg. Noch gerade eben spielte Josh Cello anlässlich eines Freiluftkonzertes. Noch befinden sich die Learners in einer totalen Familienidylle. Noch sind sie beieinander. Noch machen sie gemeinsam kurz Rast an einer Tankstelle. Allesamt wähnen sich in Sicherheit – bis Reifen quietschen, unsägliche Geräusche die friedliche Stimmung torpedieren und Josh regungslos am Boden liegt. Der Vater schreit, die Mutter weint und die Tochter bekommt (vorerst) nichts mit. Es überschlagen sich daraufhin die Ereignisse; der Bub ist tot und der schuldige Fahrer Dwight Arno (Ruffalo) begeht Fahrerflucht. Gewissensbisse stehen nun Schockzuständen gegenüber, beide Familien werden langsam von einem Teppich voller Elegie erdrückt.
Kritik: Die Triage Connelly-Ruffalo-Phoenix ist umwerfend, der Film als solcher auch vom Inhalt her absolut überzeugend. Die Idylle zu Beginn inklusive dieser anfänglichen Familiennormalität türmt sich gefährlich auf wie ein Tsunami und fällt dann erbarmungslos auf den Zuschauer herunter. Man sieht die prekäre Meereswoge zuerst gar nicht und plötzlich ist sie da. Man kann sich kaum davor retten und ist fortan gefangen in einer spannenden wie auch traurigen Situation. Eine derartige Dramaturgie wurde schon länger nicht mehr auf die Leinwand gezaubert und wer starker Tobak in Kinoform gerne hat, der sollte sich unbedingt den Film ansehen. Terry George, der u.a. für Hotel Ruanda, der Boxer und im Namen des Vaters verantwortlich zeichnet, hat da einen cinéastischen Leckerbissen erster Güte aus der Taufe gehoben. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die Schlusshandlung überrascht – und irgendwie halt doch nicht…
Cyril Schicker