Im Wettbewerb um den «Prix de Soleure» treffen intime Beziehungsstudien auf dokumentarische Langzeitbeobachtungen und politische Analysen – Filme, die ihre Geschichten nicht behaupten, sondern aus Situationen, Gesprächen und Räumen heraus entwickeln. Zu sehen sind acht aktuelle Film von Beziehungen, Arbeit, Geschichte, politischem Handeln und öffentlichem Raum. Am klarsten politisch positioniert ist THE NARRATIVE, der das Festival auch eröffnen wird.
Prix de Soleure: Acht Filme im Wettbewerb
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Um den mit 60’000 Franken dotierten Filmpreis konkurrenzieren drei Spiel- und fünf Dokumentarfilme
UNSERE GEWINNER-FAVORITEN
THE NARRATIVE
Warum:Der Film trifft einen hochaktuellen Nerv: politische Kommunikation, Medien, Narrative als Machtinstrument. Er verbindet konkrete Analyse mit formaler Klarheit, ohne rein essayistisch zu werden. Dass er das Festival eröffnet, ist kein formales Kriterium, aber ein starkes Signal: Sichtbarkeit, Relevanz, Setzung. Er passt sehr präzise zum Selbstverständnis des Preises: gesellschaftlich, gegenwartsbezogen, klar positioniert.
Stark, weil er Diskussionen auslöst und über den Festivalrahmen hinausweist.
QUI VIT ENCORE
Der Film arbeitet tief, historisch und konsequent – Erinnerungspolitik ist ein klassisches Solothurn-Thema.
Wadimoff hat eine starke politische Handschrift, die von Jurys oft geschätzt wird. Die Wirkung ist allerdings langsamer, leiser, langfristiger – weniger unmittelbarer Zugriff auf die Gegenwart als das THE NARRATIVE verspricht.
SOLIDARITY
Politisch sehr klar, nah an realem Handeln und globalen Zusammenhängen. Kann gewinnen, wenn die filmische Form genauso überzeugt wie das Thema.
ZUM PRIX DE SOLEURE
Dotation: CHF 60’000.–
Vergabe seit: 2009
Wettbewerb: Film aus dem «Panorama»
Ausgerichtet von: Fonds «Prix de Soleure» sowie dem Kanton und der Stadt Solothurn
Preisverleihung: an der «Soirée de clôture»
DIE SPIELFILME
À BRAS-LE-CORPS von Marie-Elsa Sgualdo (Box Productions) begleitet zwei junge Frauen, deren Beziehung von körperlicher Nähe, emotionaler Abhängigkeit und zunehmender Spannung geprägt ist. Der Film zeigt ihren gemeinsamen Alltag, ihre Konflikte und das Ringen um Autonomie innerhalb einer intensiven Bindung.
In DON’T LET THE SUN von Jacqueline Zünd (Lomotion AG) folgt der Film einer Frau, die sich nach einem persönlichen Einschnitt neu orientieren muss. Zwischen Arbeit, Beziehungen und innerer Leere entsteht das Porträt eines Übergangs, in dem Entscheidungen aufgeschoben, Begegnungen flüchtig bleiben und die Zukunft offen ist.
SIE GLAUBEN AN ENGEL, HERR DROWAK? von Nicolas Steiner (Zieglerfilm Baden-Baden / tellfilm GmbH) erzählt von einem Mann, dessen Alltag aus Routinen, Gesprächen und Beobachtungen besteht. Der Film verknüpft reale Situationen mit inneren Bildern und Erinnerungen und zeichnet das Porträt einer Figur, die zwischen Realität, Vorstellung und Selbstbefragung pendelt.
DIE DOKUMENTARFILME
ELEPHANTS & SQUIRRELS von Gregor Brändli (Soap factory GmbH) beobachtet Menschen innerhalb eines komplexen organisatorischen Systems und zeigt konkrete Arbeitsprozesse, Entscheidungswege und Abhängigkeiten. Der Film macht sichtbar, wie individuelle Handlungen und strukturelle Zwänge ineinandergreifen.
In QUI VIT ENCORE von Nicolas Wadimoff (Akka Films) folgt der Film den Spuren politischer Geschichte und ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Zeitzeug:innen, Orte und Archivmaterial verbinden sich zu einer Erzählung darüber, wie vergangene Kämpfe weiterleben – in Biografien, Erinnerungen und aktuellen Konflikten.
SOCIAL LANDSCAPES von Jonas Meier (Zweihund GmbH), der in Solothurn seine Weltpremiere feiert, richtet den Blick auf öffentliche Räume und ihre Nutzung. Der Film zeigt Menschen in Quartieren, auf Plätzen und an Übergangsorten und dokumentiert, wie soziale Beziehungen durch Architektur, Bewegung und Alltag entstehen.
SOLIDARITY von David Bernet (Indi Film GmbH) begleitet politische Aktivist:innen und Organisationen, die sich international vernetzen. Der Film folgt Treffen, Demonstrationen und strategischen Diskussionen und zeigt, wie Solidarität konkret organisiert, verhandelt und umgesetzt wird.
Ebenfalls als Weltpremiere ist THE NARRATIVE von Bernard Weber und Martin Schilt (The Bigger Picture GmbH) zu sehen, der die Solothurner Filmtage 2026 auch eröffnen wird. Der Dokumentarfilm analysiert, wie politische Geschichten entstehen: Er zeigt Kommunikationsstrategien, Medienarbeit und gezielte Narrative, mit denen Meinungen beeinflusst und Wirklichkeiten geformt werden.