Das Pink Apple hat sich in der Zürcher Filmfestivallandschaft fest etabliert und startet Ende April in seine 28. Ausgabe. Wie immer wandert es im Anschluss auch nach Frauenfeld zurück, dem Ort des Ursprungs. Freuen darf man sich auf mutige Fokusthemen, zahlreiche Diskussionsrunden und spannende queere Filmentdeckungen sowie ein neues Festivalzentrum im Zürcher Zollhaus. Natürlich organisiert das Pink Apple auch wieder mehrere Wettbewerbe und es stehen acht Filme im Internationalen Wettbewerb!
Pink Apple 2025
- Publiziert am 16. April 2025
Ein hochpolitisches Fokusprogramm, spannende internationale Filmentdeckungen und eine Ode an die Vielfalt der Queerness!
Seit 2015 vergibt Pink Apple einen Ehrenpreis – den Golden Apple – für Verdienste im queeren Filmschaffen. Die bisherigen Preisträger:innen sind: Lionel Baier, Léa Pool, Rob Epstein & Jeffrey Friedman, Christine Vachon, Rosa von Praunheim, Ulrike Ottinger, Eytan Fox, Angelina Maccarone und Marco Berger. Der renommierte Schweizer Filmproduzent und Drehbuchautor Ivan Madeo erhält den Golden Apple 2025.
Nonbinarität im Fokus
In der Schweiz werden offiziell nur die binären Geschlechterkategorien Mann und Frau anerkannt – im Personenstandsregister muss bei jeder Person zwingend männlich oder weiblich eingetragen sein. Jedoch gibt es viele Menschen, die sich ausserhalb dieser starren Kategorien bewegen. 2022 kam der Bundesrat zum Schluss, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen für ein öffentlich anerkanntes drittes Geschlechts nicht gegeben sind – aber wie sieht es in der Realität aus? Das diesjährige Fokusthema Nonbinarität beleuchtet die Geschlechtervielfalt mit einer Auswahl aktueller Filme und einer Podiumsdiskussion mit einem anschliessendem offenen Austausch.
Queere Menschen auf der Flucht
Überall auf der Welt werden queere Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität geächtet, bedroht, verfolgt und erleben schwerste Formen von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen bis hin zur Todesstrafe. Gemäss ILGA, dem Internationalen Dachverband der LGBT+-Organisationen, bestehen in über 70 Ländern Gesetze, die queere Menschen kriminalisieren. Die internationale Nichtregierungsorganisation ORAM schätzt, dass 4-6 % der weltweiten Asylgesuche von Menschen gestellt werden, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden. Im Asylland sehen sie sich mit langen und belastenden Asylverfahren konfrontiert. Ein weiteres wichtiges Fokusthema des diesjährigen Pink Apple, das mit einem Filmprogramm und einer Podiumsdiskussion (Frauenfeld) ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema aufgreift.
Sexarbeit – zwischen Stigma und Faszination
Doch durch ihr Dasein im Schatten der Gesellschaft entsteht oft ein grosses Stigma gegenüber Sexarbeiter:innen. Genau wie queere Menschen stehen sie im ständigen Kampf mit gesellschaftlichen Normen und Werten. Immer wieder wird auch in Filmen versucht, die Geschichten dieser Personen zu erzählen. Dadurch ist ein Genre entstanden, das Neugier auslöst, zuweilen aber auch aneckt. Das Pink Apple hat in den letzten Jahren einige Filme zu Sexarbeit gezeigt und vertieft das Thema dieses Jahr. Das Filmprogramm befasst sich mit der männlichen Sexarbeit, die in Europa selten auf dem Strassenstrich oder in Bordellen stattfindet.
The Power of Communities
Kaum eine Bewegung hat in den letzten Jahren so viel erreicht wie die der LGBT+-Aktivist:innen. In der westlichen Welt konnten die Gemeinschaft sich ein paar Jahre im Erfolg sonnen, vielleicht etwas zu lange? Jetzt ziehen Wolken auf, weltweit gibt es klare Anzeichen dafür, dass ein Backlash droht und die Rechte von LGBT+-Personen wieder in Gefahr sind. Mit dem Fokusthema «The Power of Communities» soll sich die sehr vielfältige Community untereinander besser kennenlernen, Vorurteile ab- und Vertrauen aufbauen. Am Community-Tag findet ein Schweizer LGBTIQ+ Panel statt, das die breitgefächerte queere Gemeinschaft dazu einlädt, für einen offenen und wohlwollenden Austausch zusammenzukommen.
(Textgrundlage: Pink Apple 2025)